Ein unbeliebter Gast

Als die evangelische Akademie Loccum den iranischen Botschafter in Deutschland, Ali Reza Scheikh Attar, eingeladen hat, sagte dieser sofort zu. Am 18. April wird er voraussichtlich mit dem ehemaligen BND-Präsidenten August Hanning über die neue „Dynamik in der Iranpolitik“ diskutieren.

Jetzt äußerten sich mehrere Organisationen kritisch zu dem Besuch des Botschafters. Der Vorsitzende der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Hannover, Kay Schweigmann-Greve, protestierte gegen „den höchsten Vertreter eines mörderischen Regimes“. „Mit Charme, Witz und Desinformation wird Ali Reza über die wahren Intentionen seines Landes täuschen“, sagt Schweigmann-Greve und fürchtet, die Akademie lasse sich als Forum für „eine iranische Variante eines antisemitischen Islamismus“ missbrauchen. In der Vergangenheit wurde Ali Reza Scheikh Attar schon öfter wieder ausgeladen – als Reaktion auf Kritik und Proteste.

Ali Reza Scheikh Attar gilt als engster Vertrauter des iranischen Präsidenten Mahmud Ahmadinedschad und weiß um die Strategie des Irans wohl gut Bescheid. Im Juni 2013 sind Parlamentswahlen im Iran. Ahmadinedschad, der bei den Mullahs stets unbeliebt war, wird wahrscheinlich kein drittes Mal gewählt werden. Somit wird dann wohl auch Ali Reza seinen Dienst in Deutschland beenden.

Doch solange er noch Botschafter ist, nutze die evangelische Akademie die Chance und möchte von Ali Reza wissen, wie es mit der iranischen Atombombe weitergehen wird und wie man eine friedliche Lösung finden könnte, sagt Marcus Schaber, Tagungsleiter der Akademie.

Der Leiter der Kultur- und Bildungsabteilung der iranischen Botschaft, Nabil Sombole, versteht die Aufregung nicht, das sei der ganz normale Job eines Botschafters: die Fragen der Menschen zu beantworten. Wie Ali Reza auf die Kritik der Deutsch-Israelischen Gesellschaft reagiert, kann er nicht sagen, denn in der Botschaft wusste man davon noch nichts.  AMN