Kommentar Waffen für Kurden: Kleines, dickes Peschmerga

Die Botschaft der deutschen Außenpolitik lautet derzeit: Mit deutschen Waffen wird alles gut im Irak. Das ist so kurzsichtig wie falsch.

Bekommen deutsche Waffen: kurdische Peschmerga-Kämpfer nahe Mossul.

Jetzt sollen uns also die Kurden von den blutrünstigen islamistischen Horden befreien. Wir können uns alle wieder entspannt in unsere Sessel zurücklehnen. Mit deutschen Waffen wird alles gut im Irak – das ist die suggestive Botschaft der deutschen Außenpolitik.

Waffen an die Kurden?, fragt man sich verwundert: An welche Kurden denn? Die Peschmerga der kurdischen Autonomiebehörde im Irak sind bislang nicht durch Kampfkraft aufgefallen. Im Krieg gegen die Dschihadisten haben viele Peschmerga-Einheiten frühzeitig die Flucht ergriffen. Die Rückeroberung des Mossul-Staudammes gelang ihnen dank einer riesigen zahlenmäßigen Überlegenheit erst, nachdem die USA 35 Luftangriffe gegen die IS-Kämpfer flogen und rund 100 Soldaten der irakischen Armee in die Kämpfe eingriffen.

Als kampferprobt haben sich lediglich Einheiten der kurdischen Arbeiterpartei PKK erwiesen. An diese dürfen Waffen gar nicht geliefert werden, weil sie ja auch amtlich erklärte Terroristen sind.

Wer aber kann dafür garantieren, dass die PKK nicht in den Besitz deutscher Waffen gelangt? Oder ist man im Westen bereit, ein Auge oder beide fest zuzudrücken, weil es gegen einen noch schlimmeren Feind geht? Und was wird sein, wenn die Kurden die Waffen gegen die irakische Armee richten werden, um ihre Unabhängigkeit zu erkämpfen? Und was werden wir sagen, wenn die PKK die Waffen gegen die anderen Kurden richtet, um die Vorherrschaft in einem künftigen Kurdenstaat zu erobern?

Noch eine Frage drängt sich auf: Warum fordern wir nicht die Saudis, Kuwaiter oder Katarer auf, gegen die IS zu kämpfen? Es geht auch um ihren Kopf. Denn die güldenen Throne der reichen und vom Westen hochgerüsteten Araber dürften arg ins Wanken geraten, wenn das Islamische Kalifat sich in der Region behauptet.

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61, ist Redakteur im Ausland und gelegentlich Chef vom Dienst. Er arbeitet seit 1995 bei der taz, für die er schon in den 80iger Jahren geschrieben hat. Derzeit ist er zuständig für die Europäische Union und Westeuropa. Vor seiner langjährigen Tätigkeit als Blattmacher und Titelredakteur war Georg Baltissen Korrespondent in Jerusalem. Noch heute arbeitet er deshalb als Reisebegleiter für die taz-Reisen in die Palästinensische Zivilgesellschaft. In den 90iger Jahren berichtete er zudem von den Demonstrationen der Zajedno-Opposition in Belgrad. Er gehörte zur ersten Gruppe von Journalisten, die nach dem Massaker von 1995 Srebrenica besuchte.

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