Konstantin Dedekind, Pfarrer
: Der späte Aktivist

wuchs in Wolfenbüttel auf, studierte in Süddeutschland und ist seit fast 20 Jahren Pfarrer in WaggumFoto: privat

Es geht unter anderem um 60.000 Bäume und die Zeit drängt. Seit vergangenem Freitag werden die Bäume im Querumer Forst gerodet, weil der Flughafen Braunschweig-Wolfsbüttel seine Start- und Landebahn verlängern will. Beim Querumer Forst befindet sich das Dorf Waggum, das seit 1974 zur Stadt Braunschweig gehört. Jeden Tag um 15 Uhr treffen sich die Mitglieder einer Bürgerinitiative am Sportheim in Waggum, um zu demonstrieren. Heute Abend um 19 Uhr versammeln sich die Gegner des Ausbaus im evangelischen Gemeindezentrum, um gemeinsam zu überlegen, was sie jetzt noch tun können.

Der Konflikt um den Ausbau der Start- und Landebahn währt schon lange. Eine neue Dynamik bekommt er, weil die Flughafengesellschaft seit Freitag Fakten schafft. Einer, der dieses Fakten-Schaffen weder erwartet hatte noch akzeptieren will, ist Konstantin Dedekind, der Pfarrer des Pfarramts für Waggum. Dedekind schrieb einen Brief an den Umweltbeauftragten von Volkswagen, Günter Damme. VW ist an der Flughafengesellschaft beteiligt und gilt als eine der treibenden Kräfte beim Ausbau.

Den Brief unterschrieb Dedekind nicht als Privatperson, sondern als Pfarrer. Neben dem ökologischen Argument gibt es zwei weitere Punkte, die Dedekind dazu gebracht haben, Stellung zu beziehen. „Es bringt nichts, einen Flughafen auszubauen, der jetzt schon rote Zahlen schreibt“, sagt Dedekind. Und: „Auch was die Auswirkungen auf den Verkehr betrifft, gab es nie eine offene Diskussion in den Dörfern.“

Der Journalist der Braunschweiger Zeitung, in dessen Beritt die Berichterstattung über den Ausbau gefallen ist, sei mittlerweile Pressesprecher der Flughafengesellschaft, sagt Dedekind – so viel zum Thema objektive Information. Das Ziel sei nun, ein Moratorium zu erreichen, damit erneut ein Meinungsbildungsprozess in Gang kommen könnte. Landesbischof Friedrich Weber bot bereits an, in dem Konflikt zu vermitteln.

Ob das alles nicht ein bisschen spät kommt? „Da haben Sie völlig recht“, sagt Dedekind. „Ich glaubte lange, dass der Ausbau finanziell nicht zu Stande kommen würde. Aber das war eine Fehleinschätzung.“ KLAUS IRLER