Rechter Spuk im Wedding

PROTEST „Pro Deutschland“-Fans demonstrieren vor Moscheen. 40 junge Leute protestieren dagegen

„Wenigstens sind meine Eltern keine Geschwister“ – das ist noch einer der harmloseren Sätze, die „Pro Deutschland“-Funktionär Lars Seidensticker den GegendemonstrantInnen zuruft. Die lachen nur und brüllen dann gleichwertig Niveauloses zurück.

Rund 15 „Pro Deutschland“-AnhängerInnen haben sich am Montagabend am U-Bahnhof Osloer Straße im Wedding versammelt, in der Nähe dreier Moscheen. Das Motto: „Salafisten abschieben“. Zur Untermalung ihrer Botschaft haben sie Besen mitgebracht, einige halten Mohammed-Karikaturen auf Schildern in die Höhe.

Auf der anderen Straßenseite, etwa 15 Meter entfernt, haben sich rund 40 Menschen versammelt. Sie tragen Plakate mit der Aufschrift „Wedding bleibt bunt“ und skandieren Sprüche wie „Nazis raus“. Die meisten sind junge Leute, viele davon aus dem Viertel. „Die ‚Pro Deutschland‘-Leute wollen die Muslime doch zu Gewalt provozieren“, sagt Anas, ein junger Mann Mitte 20, der seinen vollen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. „Aber diesen Gefallen werden wir ihnen nicht tun.“

Stattdessen stören sie die beiden Reden der „Pro Deutschland“-Fraktion mit Rufen. Zweimal versuchen Gruppen von je 15 Menschen, die Straße zu überqueren. Die Polizei, die mit rund 20 Einsatzwagen vor Ort war, hindert sie daran.

Nach gut einer Stunde ist der Spuk vorbei. Die Polizisten bilden Ketten und geleiten die „Pro Deutschland“-Fans in den U-Bahnhof. CHARLOTTE LANGENKAMP