Karstadt-Konzern: Berggruen vertickt das KaDeWe

Eine Holding kauft den Großteil der Edel-Warenhäuser des Karstadt-Konzerns und von Karstadt Sports. Nicolas Berggruen will das Kerngeschäft aber weiterführen.

Konsumtempel: das Kaufhaus des Westens (KaDeWe) in Berlin. Bild: dpa

DÜSSELDORF/WIEN rtr | Der Milliardär und Karstadt-Eigner Nicolas Berggruen verkauft zwei Filetstücke des angeschlagenen Warenhauskonzerns. Die Signa Holding des österreichischen Investors Rene Benko übernimmt nach eigenen Angaben die Mehrheit am operativen Geschäft der Luxuswarenhäuser, zu denen das KaDeWe in Berlin gehört. Benko sicherte sich weiterhin die Mehrheit an Karstadt Sports. Berggruen betonte, er behalte aber die übrigen Warenhäuser, für die er „große Wachstumschancen“ sehe.

Signa kaufe 75,1 Prozent der Karstadt Premium Group und 75,1 Prozent von Karstadt Sports, teilte Signa am Montag mit. Berggruen, der den Karstadt-Konzern aus der Insolvenz übernommen hatte, behalte die restlichen Anteile und die übrigen 83 Warenhäuser.

„Dies ist mein Beitrag zur weiteren Gesundung des Unternehmens und mein klares Bekenntnis zum Geschäftsmodell Warenhaus“, erklärte Berggruen, der in der Vergangenheit immer wieder Verkaufspläne bestritten hatte – auch für die Luxus- und Sporthäuser. Aber das Kerngeschäft wolle er behalten.

Karstadt Premium umfasst die Flaggschiffe des Konzerns, neben dem Berliner KaDeWe das Oberpollinger in München und das Alsterhaus in Hamburg. Karstadt Sports verfügt über 28 Häuser. Arbeitnehmervertreter hatten bereits bei der von Berggruen verfügten Aufspaltung des Konzerns in drei Einheiten die Befürchtung geäußert, der Schritt könne ein Vorspiel zur Zerschlagung Karstadts sein.

Investition in den Konzern

Signa betonte indes, 300 Millionen Euro würden nun „zur Stärkung der Karstadt-Gruppe investiert“. Ein Karstadt-Sprecher wollte sich am Montag nicht zu der Transaktion äußern, auch von Arbeitnehmervertretern und der Gewerkschaft Verdi, war zunächst keine Reaktion zu erhalten.

Benko besitzt bereits zahlreiche Karstadt-Warenhäuser. Ende 2012 hatte er unter anderem die Immobilie des KaDeWe gekauft. Nun kontrolliert er auch die Mehrheit am Tagesgeschäft. Der Investor hatte in Deutschland bereits versucht, die Metro-Tochter Kaufhof zu erwerben, die der Düsseldorfer Handelsriese dann aber doch nicht verkaufen wollte.

Die Geschäfte bei Karstadt laufen zurzeit mäßig. Der scheidende Karstadt-Chef Andrew Jennings sagte, die Sanierung sei noch lange nicht abgeschlossen. Die Wegstrecke, die Karstadt vor sich habe, sei „weiter herausfordernd“. Im August seien die Konzernumsätze aber stark.

Raus aus der Tarifbindung

Arbeitnehmervertreter hatten Berggruen dazu aufgerufen, selbst in die Modernisierung des Konzerns zu investieren. Der aktuelle Umbau wurde nach Karstadt-Angaben aus eigenen Mitteln finanziert. Dabei wurden 2.000 Stellen abgebaut.

Zudem hatte Karstadt seinen Ausstieg aus der Tarifbindung verkündet und die Gewerkschaft Verdi gegen sich aufgebracht. Beide Seiten wollen nach früheren Angaben am 23. und 24. September verhandeln. Ziel der Gewerkschaft sei eine Rückkehr Karstadts zum Flächentarifvertrag und die Sicherung der Standorte.

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