Jahrestagung des IWF: Der Kredit klemmt

In Tokio treffen sich die Finanzminister und Notenbankchefs des IWF. Hauptthemen der Tagung sind Krise, Kredite und fiskalischer Vertrauensverlust.

Weltbankpräsident Jim Yong Kim und IWF-Chefin Christine Lagarde haben einen skeptischen Blick auf die Weltwirtschaft. Bild: reuters

TOKIO rtr/dpa | Von Donnerstag an kommen die Finanzminister und Notenbankchefs der Welt in Tokio bei der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) und der Weltbank zu Beratungen zusammen. Beherrschendes Thema wird erneut die Euro-Schuldenkrise sein. Aber auch die schleppende IWF-Reform sowie wachsende Haushaltsdefizite und fehlende Strukturreformen in anderen Staaten kommen zur Sprache.

Die Euro-Schuldenkrise ist nach Einschätzung des Internationalen Währungsfonds eine der größten Gefahren für die Stabilität des weltweiten Finanzsystems. Die Regierungen in der Euro-Zone müssten ihre Anstrengungen verstärken und ihre finanziellen wie fiskalpolitischen Beziehungen vertiefen, um verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen, heißt es in einem am Mittwoch in Tokio veröffentlichen IWF-Bericht.

„Obwohl die Politik schon viele wichtige Schritte unternommen hat, bleibt die Agenda bedenklich unvollständig.“ Dies setze die Euro-Zone der Gefahr einer Abwärtsspirale bestehend aus Kapitalflucht, Ängsten vor einem Auseinanderbrechen des Euro sowie wirtschaftlichem Abschwung aus.

Zugleich warnte der IWF vor den Gefahren einer Kreditklemme. Eine rasche Bilanzverkürzung bei Banken könnte die Kreditvergabe in den nächsten Monaten beeinträchtigen, heißt es weiter in dem Bericht. Dazu erklärte auch der IWF-Spitzenmanager David Lipton, Europa müsse auf regionaler Ebene die Banken bei der Rekapitalisierung unterstützen.

Schnellere Bankenunion

Der IWF hat seine aktuellen Wachstumsprognosen nochmals gesenkt. Danach geht die weitere Abkühlung der weltweiten Konjunktur in diesem und im nächsten Jahr mit einer deutlichen Zunahme der Abwärtsrisiken einher. Angemahnt werden dürften weitere Strukturreformen. Auch die angestrebte europäische Bankenunion kommt aus Sicht des IWF nicht schnell genug voran.

Die Kriegskasse der Finanzfeuerwehr zur Abwehr globaler Krisen soll um 456 Milliarden US-Dollar aufgestockt werden. Die gesamte Feuerkraft des IWF erhöht sich damit auf mehr als eine Billion Dollar. Von den zusätzlichen bilateralen Krediten der IWF-Mitglieder steuern die Euro-Länder umgerechnet 150 Milliarden Euro bei. Deutschland trägt davon 41,5 Milliarden Euro. Unter anderem die USA beteiligen sich nicht an der Stärkung des IWF.

Deutsches Ungleichgewicht

Die globalen Ungleichgewichte zwischen den Wirtschaftsmächten sind ein Dauerbrenner. Deutschland steht regelmäßig in der Kritik wegen seiner Handelsüberschüsse dank starker Exporte. Kritiker monieren, Deutschland tue zu wenig für Binnennachfrage und Privatkonsum. Berlin weist die Vorwürfe stets zurück, auch wenn im ersten Halbjahr die Exporte stärker ausfielen und die Importe schwächer.

Innerhalb der Euro-Zone dürfte Deutschland erstmals seit langem aber sogar Defizite aufweisen. Für das zweite Halbjahr wird eine andere deutsche Außenhandelsbilanz erwartet.

Der Streit zwischen China und Japan - der zweit- und drittgrößten Volkswirtschaft der Welt - um eine unbewohnte Inselgruppe im Ostchinesischen Meer droht auch das Treffen der Finanzminister und Notenbankchefs in Tokio überschatten. Der Streit hat bereits Konsequenzen für die Wirtschaft beider Länder. Am Mittwoch wurde bekannt, dass der chinesische Finanzminister und sein Notenbankchef der Jahrestagung fernbleiben. Ein Sprecher der japanischen Regierung bedauerte das.

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