Feuer im Tal der Aussteiger: Erste Hilfe nach dem Brandsturm

Zahlreiche Häuser wurden zerstört als Anfang August ein Feuerball durch das Valle Gran Rey tobte. Nachdem die Hilfe ausblieb, werden die Geschädigten jetzt selbst aktiv.

Verbrannte Bäume und Häuser im Tal der Großen Könige. Bild: dpa

Das Valle Gran Rey, das Königstal der kanarischen Insel Gomera, hat sich verändert in den letzten 15 Jahren. Bananenplantagen sind verschwunden, Häuser und Appartementanlagen hinzugekommen. Aber nichts hat das Tal je so verändert wie jetzt die Feuersbrunst von Anfang August.

In nur 30 Minuten war ein Feuerball von Vizcaína im oberen Tal bis hinab nach El Guro im unteren Tal gerast, hat 46 Häuser komplett zerstört und 85 zum Teil schwer beschädigt. Äcker, Palmen, Avocado- und Mangobäume und viele andere Feldfrüchte hat er geschluckt.

Das Rathaus der Gemeinde Valle Gran Rey schätzt den Gesamtschaden auf 11,7 Millionen Euro, allein für den Wiederaufbau der zerstörten Häuser veranschlagt es 4,27 Millionen Euro. Und das ist nur der Schaden im größten und belebtesten Tal der Insel. Dass 20 Prozent des unter Naturschutz stehenden Lorbeer- und Zedernwaldes der Insel abgebrannt sind, ist ein kaum wirklich bezifferbarer Verlust.

Teile des Waldes existieren seit dem Tertiär, also seit 65 Millionen Jahren. Es sind die letzten Zeugen einer Zeit, in der unsrige heutige Tier- und Pflanzenwelt entstand. Viel Geld wurde versprochen, alle Geschädigten sollten schnellstmöglich 30.000 Euro erhalten. Aber schon einen guten Monat später ist von den Zusagen nicht viel übrig.

Nur leere Versprechungen

Karin Richter, die in El Guro ihr Haus und das gesamte Hab und Gut verlor, hat nichts anderes erwartet. „Heute spricht schon niemand mehr davon“, sagt die Deutsche, die seit über 20 Jahren auf Gomera lebt. „Viele haben hier bereits drei Feuer erlebt, 1978, 1984 und 2012, und niemals haben sie etwas von den immer wieder versprochenen Hilfsgeldern gesehen.“

Doch im Vergleich zur Vergangenheit hat sich jetzt doch etwas geändert. Die Einheimischen, vor allem die Jüngeren unter ihnen, lassen sich das nicht mehr bieten. Unmittelbar nach den verheerenden Bränden haben sie deshalb die Plataforma Valle Gran Rey gegründet. Sie organisiert akute Hilfe für alle Betroffenen, bietet rechtliche Beratungen, aber auch handfeste Unterstützung: Bautrupps, zu denen auch freiwillige Helfer von den anderen Kanaren anreisen.

Baumaterial und Werkzeuge stehen für die Geschädigten bereit, und auch ein Spendenkonto existiert mittlerweile. Und vor allem fordert die Plattform für die Zukunft einen besseren Brandschutz auf der Insel. Denn die Katastrophe wäre vermeidbar gewesen, hätte die Inselregierung nicht wenige Tage zuvor die Feuergefahrenstufe gesenkt und damit auch die bereitstehenden Löschflugzeuge zum mehr als zwei Stunden entfernten Festland zurückgeschickt.

Nicht zuletzt deshalb fuhr am 1. September ein Demonstrationszug per Autokorso vom Valle Gran Rey in die 56 Kilometer entfernte Inselhauptstadt San Sebastián vor den Regierungssitz. Eine Demonstration, das hat es auf Gomera noch nicht gegeben.

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