Gasnetz-Deal : Eon verschlankt sich selbst

Der größte deutsche Energiekonzern muss Schulden abbauen. Denn auf die Energiewende hat sich Eon viel zu spät eingestellt – nun gibt es sein Gasnetz ab.

Eon nimmt den Hut: Tausende Gasrohre wechseln wohl den Besitzer. Bild: AP

DÜSSELDORF dpa I Eon steht vor einem entscheidenden Schritt in seinem Sanierungsprogramm: Ein Konsortium um die australische Bank Macquarie soll für 3,2 Milliarden Euro den Zuschlag für das Gasnetz von Eon Ruhrgas bekommen. Das Konsortium habe das höchste Angebot für das zum Verkauf stehende Netz abgegeben, teilte der Konzern am Mittwoch mit.

Zur Investorengruppe um Macquarie gehören offenbar der Pensionsfonds der Versicherungen Munich Re/Ergo und ein Fonds aus Abu Dhabi. Es geht um die zu Eon Ruhrgas gehörende Gesellschaft Open Grid Europe (OGE) in Essen, die ein 12 000 Kilometer langes Ferngasnetz besitzt. Zu Macquarie passt der Kauf insofern, da die Australier Ende 2010 bereits das Gasfernleitungsnetz des zweitgrößten deutschen Energiekonzerns RWE übernommen hatten.

Der französische Versorger GDF Suez hatte früheren Berichten zufolge nur 3 Milliarden Euro geboten. GDF soll sich für sein Angebot mit dem französischen Versicherer CNP und dem australischen Infrastrukturfonds IFM zusammengetan haben. Eon hatte Berichten zufolge mit einem Verkaufserlös von um die 2,5 Milliarden Euro gerechnet.

Gasnetz-Verkauf ist Teil umfassender Diät

Weitere Interessenten sollen eine Gruppe um den belgischen Energiekonzern Fluxy sowie ein Konsortium um den Versicherer und Munich Re- Konkurrenten Allianz gewesen sein. Fluxy hatte vergangenes Jahr eine Kooperation mit OGE im grenzüberschreitenden Gastransport ausgebaut.

Die Trennung vom Ferngasnetz ist Teil eines Verkaufsprogramms, das Eon aufgelegt hat, um seinen Schuldenberg abzutragen. Damit können auch die Belastungen aus dem deutschen Atomausstieg besser verkraftet werden. Die Verkaufspläne hatte Eon-Chef Johannes Teyssen aber schon vor der energiepolitischen Wende angekündigt.

Insgesamt will Eon bis Ende 2013 mindestens 15 Milliarden Euro erlösen. Ein Großteil davon ist bereits abgearbeitet, unter anderem durch den Verkauf des britischen Stromnetzes, einer Beteiligung von Eon am russischen Gasriesen Gazprom sowie des italienischen Gasnetzes.

Größtes Gasnetz Europas

Geplant ist auch der Verkauf Eon Energy from Waste, dem Geschäft mit Müllverbrennungsanlagen. Dort war Eon laut Schenck zuletzt noch nicht ganz so weit. Berichten zufolge haben Interessenten Angebote von bis zu 1,5 Milliarden Euro abgegeben, Eon soll ursprünglich 2 Milliarden Euro angestrebt haben.

Eon Ruhrgas hatte sein Netzgeschäft 2010 auf Druck der Europäischen Kommission vom Gashandel getrennt und in die eigenständige Tochter OGE ausgegliedert. Es ist das größte Gas-Netz Europas. Durch die ein bis zwei Meter dicken und unterirdisch verlaufenden Rohrleitungen fließt jährlich ein Volumen von 660 Milliarden Kubikmeter Erdgas aus Russland, Norwegen und den Niederlanden.

In Deutschland und den Nachbarländern werden 40 Millionen Haushalte versorgt. OGE hat rund 1600 Mitarbeiter und beliefert 450 nationale und internationale Kunden.

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