Kommentar Flaschenverbot: Verbote laufen ins Leere

Wer im Suff Krawall machen möchte, der tut es – da helfen auch 5.000 Polizeieinsätze und verdachtsunabhängige Kontrollen nicht.

Aus der Sicht eines Sicherheits-Hardliners mag es schlüssig klingen. Jede verhinderte Körperverletzung ist ein Erfolg, jede Körperverletzung, die zudem noch durch den Konsum von Alkohol ausgelöst wird, ist eine zu viel. Das mag man durchaus unterschreiben – wenn es denn in der Realität so wäre.

Doch gerade der Sachstandsbericht über die Erfahrungen mit dem Flaschenverbot auf dem St. Pauli-Kiez zeigt, dass mit repressiven Maßnahmen das Gewaltphänomen, was zweifelsohne in dieser Gesellschaft ein ernstes Problem ist, nicht begegnet kann.

So ist trotz des Einsatzes von 5.000 Polizisten übers Jahr verteilt, die aufgrund ihrer polizeilichen Befugnisse verdachtsunabhängige Kontrollen nach Waffen und Flaschen durchführen dürfen, die Zahl der mit Flasche verübten Körperverletzungen kaum zurückgegangen. Wer im Suff aggressiv Krawall machen möchte, der macht es – trotz Waffen- oder Flaschenverbot.

Schon bei der Videoüberwachung der Reeperbahn, wo Millionen Kiezbesucher mit einem Eingriff in ihr informationelles Selbstbestimmungsrecht konfrontiert waren, wurde klar, dass die Videoaugen zu keinen Rückgang der Kriminalität beitragen haben. Und das Flaschenverbot offenkundig auch nicht – außer, dass einige Leute den Bock auf den Kiez verloren haben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Jahrgang 1956, Seit 1983 bei der taz – zuerst bei der taz.hamburg und jetzt bei der taz.nord in Hamburg. Ressorts: Polizei, Justiz, Betrieb und Gewerkschaft. Schwerpunkte: Repression, progressive Bewegungen und Widerstand gegen Gentrifizierung

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.