KOMMENTAR ALTERSARMUT: Keine Antwort auf Altersarmut

Als Antwort auf die wachsende Altersarmut taugt die neue Kombirente wenig. Besonders Frauen bringt es kaum etwas. Da bleibt Schwarz-Gelb eine Antwort schuldig.

Die neue Kombirente verspricht mehr Freiheit und Geld: früher in Ruhestand gehen, aber noch den einen oder anderen lukrativen Zuverdienst ausüben, der die Altersbezüge nicht schmälert. Dahinter steht wohl das Bemühen der Bundesregierung, die drastischen Abschläge, die vielen durch die Rente mit 67 drohen, in etwas milderem Licht erscheinen zu lassen. Denn noch gehen die meisten in Deutschland im Schnitt mit 63,5 Jahren in die Rente.

Selbst wenn man es richtig findet, dass die Menschen unterschiedslos alle länger arbeiten, hat das Konzept Haken. Gerade diejenigen, die in Niedriglohnjobs stecken, erhalten nur eine Minirente – dürfen nach den Plänen des Ministeriums aber auch nur wenig dazuverdienen. Abgesehen davon, dass es ihnen als Niedriglöhner wohl kaum gelingt, im Alter auf einmal einen gut bezahlten Job zu angeln. Für die meisten Frauen bringt das neue Konzept ebenfalls wenig.

Denn es gilt erst nach 35 Versicherungsjahren – im Schnitt gehen Frauen jedoch nach 32,6 Versicherungsjahren in Rente. Zudem droht die Gefahr, dass der eine oder andere Arbeitgeber sich künftig dazu verführt sieht, den Lohn zu drücken. Schließlich gibt die Rentenkasse ja den Rest dazu. Dass das nicht weit hergeholt ist, hat sich nach der Hartz-Reform gezeigt: So mancher Unternehmer lässt sich heute den Lohn durch aufstockende Zahlungen der Arbeitsagentur subventionieren.

Alles in allem bringt die Regelung vor allem den Gut- und Besserverdienenden Vorteile, die bereits mit einer auskömmlichen gesetzlichen und betrieblichen Rente abgesichert sind. Sie können früher in den Ruhestand einsteigen, ohne zu viel von den Altersbezügen zu verlieren. Als Antwort auf die wachsende Altersarmut taugt der neue Hinzuverdienst jedoch wenig. Da bleibt Schwarz-Gelb weiterhin eine Antwort schuldig. Auch die Zuschussrente, die Ursula von der Leyen noch in dieser Woche präsentieren will, wird nur wenige Arbeitnehmer über das Grundsicherungsniveau hieven.

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Jahrgang 1976. Ist seit 2009 bei der taz und schreibt über Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie die Gewerkschaften

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