Sonderausschuss im Parlament: Verwässerte Verhältnisse

Bürgerinitiative Berliner Wassertisch nennt bei einer Anhörung die vertraglich garantierte Gewinngarantie für die beiden Unternehmen verfassungswidrig.

Richtig flüssig läuft es noch nicht im Sonderausschuss. Bild: dpa

Laut der Initiative Wassertisch sind die Wasserverträge nichtig. Am Freitag stellte die Bürgerinitiative im Sonderausschuss des Abgeordnetenhauses ihre Auswertung der Konsortialverträge vor. Demnach agiert der Vorstand der teilprivatisierten Berliner Wasserbetriebe (BWB) ohne demokratische Legitimation.

Am Freitag kam der Sonderausschuss „Wasserverträge“ zu seiner dritten Sitzung zusammen. In einer Anhörung betonte Rainer Heinrich vom Wassertisch die staatliche Verantwortung für die Wasserversorgung. Diese bleibe auch nach der Teilprivatisierung bestehen. Die Berliner Wasserbetriebe gehören zu 50,1 Prozent dem Land Berlin, die restlichen Anteile RWE und dem französischen Konzern Veolia. Die Auswertung des veröffentlichten Teils der Verträge decke aber auf, dass RWE und Veolia die „uneingeschränkte Herrschaft“ über die BWB ausübten.

Heinrich sieht einen Verstoß gegen das Budgetrecht des Abgeordnetenhauses. Den Privatkonzernen werde vertraglich eine hohe Rendite zugesichert, die unabhängig von der fachlichen Leistung im Zweifelsfall sogar aus dem Landeshaushalt bezahlt werden müsste. „Diese Gewinngarantie ist aber nicht demokratisch legitimiert und daher verfassungswidrig“, so Heinrich.

Besonders schwerwiegend seien die Auswirkungen der komplizierten Verträge auf die Vorstands- und Aufsichtsratsebene. So sichere Paragraf 21.2 Veolia und RWE die uneingeschränkte Kontrolle über die betriebswirtschaftlichen Entscheidungen der BWB und der Holding zu. Das staatliche Letztentscheidungsrecht in dem Unternehmen werde hierdurch umgangen. Damit dürften sich aber Veolia und RWE nicht länger an den BWB beteiligen.

Rückabwicklung gefordert

Heinrich fordert daher die Rückabwicklung des Vertrags. Für Heidi Kosche, die für die Grünen im Sonderausschuss sitzt, ist dies prüfenswert. Sie hofft, dass dafür bereits in der nächsten Sitzung ein externer Gutachter eingesetzt wird, sagte sie der taz.

Klaus Lederer (Linkspartei) gibt allerdings zu bedenken, dass eine solche Rückabwicklung kompliziert sei. „Die Verträge sind juristisch eine harte Nuss. Politisch sind sie skandalös“, so Lederer zur taz.

Am Mittwoch war überraschend bekannt geworden, dass die Wasserpreise auch in diesem Jahr steigen werden. Laut dem Tagesspiegel steht der Verkauf der RWE-Anteile an das Land Berlin kurz vor dem Abschluss.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.