Kommentar Jugendheimaufsicht: Aufklärung geht anders

Statt die Vorwürfe gegen das Jugendheim aufzuklären, schont Sozialministerin Özkan sich selbst.

Vorgänge wie die rund um die Jugendbetreuungseinrichtung Phönixx im niedersächsischen Blender dürfte es nach den jüngsten Debatten über sexuelle Gewalt und Heimerziehung gar nicht mehr geben: Schonungslose Aufklärung bei Missbrauchs- und Misshandlungsvorwürfen hat nicht nur Niedersachsens Landesregierung angekündigt.

Der Fall Phönixx aber zeigt, dass auch jetzt nur wenige aufhorchen, wenn Jugendliche Missstände melden. Denn ein entschiedenes Eingreifen der Aufsichtsbehörden hätte unmittelbar zur Frage geführt: Wohin mit den schwierigen Fällen, wenn nicht nach Blender? Die Nachfrage nach Einrichtungen wie dieser ist groß – Jugendämter haben bundesweit ihre besonders problematischen Jugendlichen zu Phönixx geschickt: Vorbestrafte, psychisch Auffällige, Traumatisierte.

In solchen Einrichtungen privater Träger geht es neben dem pädagogischen Auftrag aber letztlich immer auch um Wirtschaftlichkeit. Gerade deshalb braucht es sensibilisierte Aufsichtsbehörden, die ein Ohr für Hinweise von Schutzbefohlenen haben. Hatte das Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) als Dienstherrin der niedersächsischen Heimaufsicht? Die wiegelt ab, erklärt die Missbrauchsvorwürfe für nicht bestätigt, während die Staatsanwaltschaft noch ermittelt. Statt schonungslos aufzuklären, schont sie im Fall Phönixx offenbar lieber sich selbst.

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ist Niedersachsen-Korrespondentin der taz. Sie hat 2009 bei der taz in Bremen als Volontärin angefangen und zwei Jahre später nach Hannover rübergemacht.

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