Berliner Galerieszene: Kunst sucht Geld

Berlins Galeristen wollen eine neue Kunstmesse in der Stadt. Das Aus des Art Forums habe den Kunstmarkt schwer beschädigt. Kulturverwaltung will unterstützen.

Kunst geht immer. Bild: dpa

Berlins Galeristen schlagen Alarm: Obwohl die Stadt als Künstler-Mekka gilt und sich an der Spree seit 1989 der größte Galerienstandort Europas entwickelt hat, geht für sie auf dem Kunstmarkt einfach zu wenig. Als wesentlichen Grund betrachten die Galerien den Verlust der Kunstmesse „Art Forum“ im Jahr 2011 und das Ausbleiben ausländischer Käufer. Die shoppen jetzt Kunst auf den großen Messen in Basel oder London.

Der Landesverband Berliner Galerien (LVBG) hält es darum für nötig, dass die kommerziellen Galerien gemeinsam mit dem Land Berlin nach Möglichkeiten einer „Neuauflage einer Hauptmesse für Gegenwartskunst suchen“. Das forderte der Berufsverband am Dienstag.

In einer Umfrage des LVBG unter 373 örtlichen Galeristen befürworteten drei Viertel der Kunsthändler wieder eine dem Art Forum vergleichbare große Plattform, wie Geschäftsführerin Anemone Vostell bei der Vorstellung der Erhebung im Roten Rathaus sagte. Und: „Mehr als 85 Prozent haben für einen Kunst-Marktplatz im Herbst votiert.“ Damit bestehe die Chance, an die gemachten Erfahrungen des aktuellen „Berliner Kunstherbstes“ und an die kleineren Messeveranstaltungen wie die „Preview Berlin oder „abc“ (Art Berlin Contemporary) anzuknüpfen, sagte sie.

Zugleich sprach sich Vostell dafür aus, sowohl mit der Messe Berlin als auch mit privaten Gesellschaften als potenzielle Ausrichter das Gespräch zu suchen. Die Senatsverwaltungen für Kultur und Wirtschaft forderte sie auf, das Kunstmesse-Vorhaben finanziell zu unterstützen. Es sei denkbar, 2013 in Berlin wieder eine große Kunstmesse abzuhalten, sagte Vostell. Die Berliner Galerien vertreten insgesamt über 6.000 Künstler.

Mit dem überraschenden Aus des Art Forum hatte der Berliner Kunstmarkt eine „schnelle sowie empfindliche Schwächung“ und die Stadt einen „massiven Imageverlust“ hinnehmen müssen, wie Cai Wagner, stellvertretender LVBG-Vorsitzender, erinnerte. Der von der Berliner Messegesellschaft veranstaltete Kunstmarkt, der seit 1996 jährlich über 180 Galerien und knapp 20.000 Käufer anzog – aber seit Jahren schwächelte –, war abgesagt worden, weil persönliche Querelen in der Führung für Unruhe sorgten. Zudem war eine Fusion mit der von Galerien getragenen „abc“ geplatzt.

Kulturstaatssekretär André Schmitz (SPD) bremste gestern die Galerie-Erwartungen etwas ab: Eine neue Kunstmesse sei für ihn „in nächster Zeit nicht in Sicht“. Es komme nun darauf an, dass sich alle am Kunstbetrieb Beteiligten auf ein „gemeinsames und vor allen Dingen überzeugendes Konzept“ einigten. Schmitz bot an, zwischen der für die Messe zuständigen Senatsverwaltung für Wirtschaft und den Galerien zu vermitteln.

Werner Tammen, Kreuzberger Galerist, plädiert zudem für ein klares „Berliner Profil“ bei einer künftigen Kunstmesse – auch um sich von der Konkurrenz abzusetzen. Seiner Ansicht nach könne dieses Profil nur in dem Alleinstellungsmerkmal „Gegenwartskunst“ liegen.

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