Kommentar zu Probeschuljahr: Das Recht auf ein ganzes Jahr

Tausend Kinder sollen, weil ihre Noten zu schlecht sind, im Sommer von Berlins Gymnasien fliegen. Das zeigt, wie wenig kindergeeignet unsere Gymnasien sind.

Tausend Kinder sollen, weil ihre Noten zu schlecht sind, im Sommer von Berlins Gymnasien fliegen. Das scheint eine wirklich erschütternde Nachricht zu sein. Vor allem, weil sie zeigt, wie wenig kindergeeignet unsere Gymnasien sind.

Es war die klare Absicht der Berliner Schulreform, die soziale Durchlässigkeit des Bildungssystems zu vergrößern und Kindern auch aus weniger bildungserfahrenen Milieus Mut zu machen, auf das Gymnasium zu gehen - und sie dabei zu unterstützen.

Das Probehalbjahr der Gymnasien wurde deshalb zum ganzen Probeschuljahr verlängert, um auch schwächeren SchülerInnen die Chance zu geben, sich an der alten Eliteschule zu bewähren. Wenn Gymnasien jetzt nach einem halben Schuljahr wieder vom "Abschulen" ungeeigneter Kinder reden, zeigt das, wie sehr sie sich gegen diese Ziele sträuben.

Sie verweigern damit den SchülerInnen deren im Schulgesetz verankertes Recht auf Unterstützung. Denn dort steht unmissverständlich, dass für "Schülerinnen und Schüler, die im Laufe des ersten Schulhalbjahres der Jahrgangsstufe 7 Leistungsrückstände aufweisen, die eine Versetzung gefährdet erscheinen lassen, […] spätestens zum Beginn des zweiten Schulhalbjahres Bildungs- und Erziehungsvereinbarungen zu schließen" sind.

Wer also jetzt schon 1.000 SchülerInnen abschreibt und ihnen bescheinigt, das Gymnasium nicht schaffen zu können, verrät, keinen anderen Ehrgeiz zu haben als den, die Ziele der Schulreform zu unterlaufen.

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