Streit der Woche: Ist der neue Mann ein Weichei?

Früher war alles besser. Auch die Männer: Sie waren hart und stark, heute sind sie weich und weinerlich, beklagen viele Frauen. Es scheint die Ära der Warmduscher zu sein.

Der neue Mann will nur noch über Gefühle reden. Bild: Josephin.nb/photocase.com

Die Feuilletonisten der Republik ereifern sich. Verweichlicht seien die Männer, sagen die einen. Gut so, sagen die anderen. Die Zeit-Autorin Nina Pauer, die die Debatte eröffnet hatte, sieht ein Land voller "Schmerzensmänner", die nicht wissen, wann sie ihr Gegenüber küssen sollten. Diese neuen Männer seien "verkopft, gehemmt, unsicher, nervös und ängstlich". Arme Männer. Armes Deutschland? Julia Seeliger und Margarete Stokowski können nichts Schlechtes am neuen Rollenbild finden. In der taz empfehlen sie Pauer sich doch einen anderen Mann zu suchen, schließlich müsse niemand auf den Strickjackenjungen warten, auch wenn der gut aussieht.

Auch der Spiegel antwortete auf die Pauer-Vorwürfe. Der Autor Christoph Scheuermann meint zu wissen, woran der neue Mann wirklich krankt: Schuld seien die Optimier-Frauen, die nur behaupten, sich an starke Schultern lehnen zu wollen und dann doch beim Tango die Führung übernehmen. Diese Frauen wollten alles, und wüssten doch nicht was sie wollen, sagt Scheuermann.

Waren Männer noch vor ein paar Jahren selbstredend Schweine, scheinen sie heute zu Jammerlappen verkommen zu sein. Sie können sich nicht entscheiden, sagt selbst Scheuermann in seiner Männer-Verteidigungs-Schrift, und nennt die neue Spezies den Lieber-Nicht-Mann, der über die eigene Freiheit grübelt und sich zeitgleich nach Wärme verzehrt.

Durfte Mann sich früher noch als etwas Besonderes fühlen, wenn er Problemfilme im Kino mit feuchten Augen adelte, erhöht das für die Frau von heute wohl nur das ohnehin hohe Stresslevel. "Wo ist die starke Schulter, wenn man sie braucht?", fragt sie. "Wohin mit all den Emotionen?", wimmert er.

Möglicherweise treffen die Autorinnen der Kultur- und Panoramaseiten aber einfach die falschen Männer. Auf einer Vernissage in Friedrichshain kann niemand einen breitschultrigen, schwitzenden Rabauken erwarten, aber auf einem Dorffest in Oberbayern sollten solche Kerle doch zu finden sein. Vielleicht sollte Frau Pauer einfach Mal bei einem Regionalligaspiel im Fußballstadion nach echten Kerlen suchen, da würde auch Herr Scheuermann noch Männer mit Prinzipien finden. Womöglich ist nur das Bildungsbürgertum verweichlicht. Oder hat sich die die Anti-Falten-Creme für den Warmduscher tatsächlich schon flächendeckend durchgesetzt?

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