Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
Lieber Herr Johnson,
ich schätze Ihre Arbeit, da Sie vielen eine Stimme geben, die im hiesigen Blätterwald keine Stimme haben. Manchmal fehlt mir aber bei Ihren Berichten und Kommentaren der Hintergrund. In diesem Falle muss es nicht mal eine dezidierte nigerianische Zeitgeschichte sein. Ein Verweis auf westliche Solidarität mit vermeintlichen "Revolutionen" in nordafrikanischen und arabischen Ländern und das gleichzeitige Schweigen über die Geschehnisse in der Elfenbeinküste oder heute in Nigeria wären in einem Satz unterzubringen gewesen. Schon hätten Sie einen Rahmen für Ihren Kommentar gehabt und Ihren Lesern erklärt was wir mit Libyen zu tun haben (Migration) und warum uns Nigeria nicht wirklich interessiert (kein Ölbezug)...
Es gibt keine ethnienübergreifende Protestbewegung. Es gibt verschiedene ethnische Gruppen, die zufällig aufgrund der in diesem Fall gleichen Interessen gegen die gestiegenen Treibstoffpreise protestieren. Diese Treibstoffpreise sind übrigens gerechtfertigt, denn bisher wurde dieses ökologisch bedenkliche Gut wesentlich zu günstig - weil hochsubventioniert - verkauft. Die Proteste sind also verständlich, aber nicht gerechtfertigt. Deswegen verdient die "übergreifende" Protestbewegung auch nicht unsere Unterstützung. Die Behauptung, daß die demokratischen Institutionen halbwegs funktionieren, trifft zu - allerdings nur für die städtischen Gebiete. Ausserhalb herrscht der jeweilige Provinzhäuptling und das des öfteren auch mit Wegelagerei und Zollverlangen.
SPD, Grüne und FDP haben sich mit der Union auf einen nationalen „Veteranentag“ geeinigt. Am Donnerstag berät der Bundestag ihren gemeinsamen Antrag.
Kommentar Nigeria: Solidarität statt Angst
Nigeria steht vor der schwersten Bewährungsprobe seit den 1960er Jahren. Die neue Protestbewegung des Landes verdient die internationale Solidarität.
Seit Montag wird Nigeria, das bevölkerungsreichste Land Afrikas, von einem Generalstreik gegen erhöhte Treibstoffpreise erschüttert. Die ungeahnt mächtige soziale Protestbewegung gesellt sich zu einer extrem angespannten politischen Situation - im Zusammenhang mit den wiederholten Anschlägen radikaler Islamisten auf Christen und der Angst vor einem Religionskrieg, der das Land zerreißen könnte.
Nigeria, das sagt auch die Regierung von Präsident Goodluck Jonathan, steht in seiner möglicherweise schwersten Bewährungsprobe seit dem Biafra-Krieg der 1960er Jahre. Es ist höchste Zeit, dass die Weltgemeinschaft das merkt. 13 Jahre nach der Demokratisierung hat die herrschende Elite keine einzige der großen Herausforderungen des Landes gelöst, von der friedlichen Koexistenz der Völker über die Bestrafung von Menschenrechtsverletzungen bis hin zur gerechten Verwendung des Ölreichtums.
Nigeria zählt mehr Kleinkinder als Westeuropa, aber diese Kinder wachsen in einer Situation auf, in der es scheinbar keine politischen Perspektiven gibt, obwohl alle demokratischen Institutionen vorhanden sind und leidlich funktionieren.
In dieser Lage ist es ein Lichtblick, dass sich jetzt über alle religiösen und ethnischen Grenzen hinweg eine gesamtnigerianische Protestbewegung formiert, die ausgehend vom Kampf für bezahlbaren Treibstoff die Korruption der Elite und die Unfähigkeit des Staates insgesamt thematisiert.
Man darf nicht in Bürgerkriegsängste verfallen, wenn man jetzt aus Nigerias Megastädten Bilder brennender Straßenbarrikaden und wütender Demonstranten sieht. Die Menschen finden sich nicht mehr ab mit ihren Problemen, sie wollen etwas an ihrem Leben verändern. Nigerias Protestbewegung will eine bessere Zukunft, und in diesem Sinne verdient sie Solidarität.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Dominic Johnson
Ressortleiter Ausland
Seit 2011 Co-Leiter des taz-Auslandsressorts und seit 1990 Afrikaredakteur der taz.