Gesundheitsrisiko Bobsport: Eine der schwierigsten Kurven der Welt

Der kanadische Bobpilot Chris Spring liegt nach einem Trainingssturz im Krankenhaus. Sein Horrorcrash zeigt, wie schwer die Bobbahn in Altenberg zu beherrschen ist.

Der Schauplatz des Trainingsunfalls von Bob-Pilot Chis Spring auf der Bahn in Altenberg. Bild: dpa

BERLIN/ALTENBERG taz | Die Bob- und Rodelbahn in Altenberg hat in einem zweifelhaften Wettbewerb wieder die Führung übernommen. Nach dem schauderhaften Trainingscrash des kanadischen Viererbobs mit Chris Spring an den Seilen am Donnerstagnachmittag ist sie im Rennen um den inoffiziellen Titel als schwerste Bahn der Welt wieder in Führung gegangen.

Sie hat die Hochgeschwindigkeitsstrecke im kanadischen Whistler, die schon vor dem Tod des georgischen Rennrodlers Nodar Kumaritaschwili bei einem vorolympischen Trainingslauf unter den Athleten der Bob- und Rodelszene gefürchtet war, wieder auf Platz zwei verwiesen.

Springs Bob war beim Training für den Weltcup am Wochenende mit 120 km/h in Kurve 16 der Altenberger Bahn gerast. Betreuer des kanadischen Teams berichteten, dass der Bob zunächst die obere Begrenzung der Bahn touchiert habe, dann nach unten geschleudert wurde, worauf er wieder nach oben ausgebrochen sei. Dabei hat er die Begrenzung der Bahn durchbrochen.

Keine lebensgefährlichen Verletzungen

Drei der Insassen, Pilot Spring, Graeme Rinbold und Bill Thomas, wurden mit Rettungshubschraubern in Krankenhäuser gebracht. "Es liegen keine lebensgefährlichen Verletzungen vor", teilte Don Wilson, der Chef des kanadischen Bobsportverbands noch am Donnerstagabend mit.

"Die Jungs haben echt Glück gehabt." Das meinte Nathan Cicoria, der Sportdirektor des kanadischen Bobteams, und verwies auf den stark demolierten Bob. Vor allem Pilot Spring kann von Glück reden, dass ihm nicht mehr passiert ist. Augenzeugen berichten, dass er am Ort des Unfalls sehr viel Blut verloren habe.

Im Krankenhaus in Dresden musste ein Holzteil der Absperrung, das sich in seinen Oberschenkel gebohrt hatte, operativ entfernt werden. Bill Thomas erlitt schwere Prellungen, und Graeme Rinbold zog sich Verletzungen an beiden Beinen zu. Nathan Cicoria weiß um die Schwierigkeit der Bahn. Kurve 16 sei besonders schwer zu fahren, erklärte er der kanadischen Tageszeitung Vancouver Sun: "Das ist eine der schwierigsten Kurven auf der Welt."

Ein Heidenrespekt vor der Bahn

2008 fand die Bob-WM im Erzgebirge statt. Die verlief für die Deutschen, die sieben von neun möglichen Medaillen gewannen, auch deshalb so erfolgreich, weil die Starter aus anderen Nationen einen Heidenrespekt vor der Bahn haben und nicht wie die Deutschen regelmäßig dort trainieren können. Der verunglückte Spring fuhr am Donnerstag zum ersten Mal in Altenberg.

Doch auch erfahrenere Piloten haben immer wieder Probleme, unfallfrei anzukommen. Auch die deutschen Bobikonen Christoph Langen und André Lange kamen in Altenberg nicht immer heil an. 2009 verunglückte Robert Göthner aus Riesa vor einem Europacuprennen schwer. Die Diagnose: Querschnittslähmung.

Als die für Olympia 2010 errichtete Bahn in Whistler fertiggestellt war, wechselte die große Angst über den Teich. Nach zahlreichen Trainingsstürzen auf der Bahn, bei der Geschwindigkeiten von 150 km/h erreicht werden, meinte der Schweizer Olympiazweite von 2002 Christian Reich: "Langsam, aber sicher wird Altenberg den Ruf der gefährlichsten Bobbahn der Welt los." Nach Springs Crash hat Altenberg den zweifelhaften Ruf zurück.

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