Horte an Hamburgs Schulen: Angst vor dem Kita-Crash

Weil die Verhandlungen über die Nachmittagsbetreuung an Grundschulen stocken, befürchtet die GAL eine Riesenlücke bei den Hortplätzen ab Sommer 2012.

Viele Kinder, wenig Personal: Das droht den Grundschulhorten. Bild: dpa

HAMBURG taz | Fährt der Senat die geplante flächendeckende Nachmittagsbetreuung an den Grundschulen gegen die Wand? Dass es so kommt, glaubt die GAL, nachdem sich die Sozial- und die Schulbehörde bislang nicht mit den Trägern der Kitahorte über die Rahmenbedingungen für eine Anschlussbetreuung nach dem Unterricht einigen konnte. "Die Behörden haben versucht, den Trägern unzumutbare Bedingungen zu diktieren", klagt die familienpolitische Sprecherin der GAL, Christiane Blömeke.

Kommt es in den nächsten Tagen aber nicht zu einer Einigung, drohe Hamburg ein Kita-Chaos. Der Grund: Da die Horte räumlich an die Schulen angegliedert werden sollen, wandeln immer mehr Träger ihre bisherigen Hort-Räume in Platz für Krippenkinder um, da der kommende Rechtsanspruch auch für Einjährige ab 2013 hier hohe Anmeldezahlen verheißt.

Die Folge: Klappt die geplante Verlagerung der Horte an die Schulen im großen Stil nicht zum Schuljahresbeginn im August, gäbe es kaum noch Hort-Plätze für Vorschul- und Grundschulkinder.

Nach Informationen der GAL stocken die Verhandlungen derzeit an zwei Punkten: Zum einen fordere die Stadt für die Betreuung von Vorschülern einen Personalschlüssel, der "rechtswidrig" sei. Das besage ein Gutachten im Auftrag des Trägerverbands Soal. Die Träger müssten geltendes Recht brechen, würden sie auf die Behörden-Forderungen eingehen.

Zum anderen planten die zuständigen Behörden die Gelder für die Betreuung von Kindern mit Behinderungen oder einem sonstigen "zusätzlichen Betreuungsbedarf" stark zu kürzen. Standen diesen Kindern nach Einzelfallprüfung bislang zusätzliche Personalwochenstunden im Wert von durchschnittlich knapp 5.000 Euro im Jahr zur Verfügung, so soll dieser Betrag auf pauschal 1.500 Euro eingedampft werden. "Damit lässt sich aber keine sinnvolle Betreuung sicherstellen", klagt die GAL-Schulexpertin Stefanie von Berg.

Um den Verhandlungs-Crash und die drohende Hort-Lücke zu verhindern, bringt die GAL nun den Antrag in die Bürgerschaft ein, einen tragbaren Personalschlüssel und genügend Fördermittel für "Inklusionskinder" sicherzustellen.

Geld im System sei genug. Die GAL wendet sich dagegen, dass Kita-Betreuung und Schulmittagessen in Zukunft auch für wohlhabende Eltern beitragsfrei sind. "Die umfassende Beitragsfreiheit für alle sozialen Gruppen wird durch Qualitätseinbußen an anderer Stelle erkauft", kritisiert Stefanie von Berg.

Eine Auffassung, die die Schulbehörde nicht teilt. Die GAL habe unter schwarz-grün, die Ganztagsbetreuung "deutlich schlechter" ausgestattet als der Senat dies plane. Sie zeige deshalb nur "Mut nach Ladenschluss".

Trotz aller Differenzen sei man "optimistisch", dass am Ende der Verhandlungen am 11. Januar "eine tragfähige Einigung steht", die bis Monatsende von allen Beteiligten abgesegnet wird.

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