Kandidat I: Olaf Lies

Stallgeruch: Realschulabschluss, Bundeswehr, zweiter Bildungsweg, Elektrotechnik-Studium und später Personalratsvorsitzender der Fachhochschule Wilhelmshaven: Lies hat den typischen Sozialdemokraten-Lebenslauf - ohne Sozialdemokratie: In die SPD eingetreten ist er erst 2002, die ihn umgehend zum Sander Ortsvereins-Vorsitzenden machte.

Erfahrung: Für die SPD saß er zuerst im Kreistag Friesland, seit 2008 im Landtag. Seine parteiinterne Feuertaufe erlebte er Ende 2009 bei den Auseinandersetzungen um den wegen Korruptionsvorwürfen als Altlast empfundenen SPD-Granden Karl-Heinz Funke, wo er als stellvertretender Landesvorsitzender klare Kante zeigte.

Fallhöhe: Hoch! Seinen Posten als Landesvorsitzender macht er von seinem Erfolg bei der Urwahl abhängig, was nicht unumstritten ist. Sollte Weil am Sonntag gewinnen und den Landesvorsitz für sich beanspruchen, tritt Lies ihn ab. Abgeordneter bleibt er.

Seilschaften: Lies ist klarer Außenseiter, auch wenn er das für ein "öffentlich geprägtes Bild" hält. Selbst sein eigener Bezirksverband Weser-Ems hat eine Empfehlung für ihn erst abgegeben, nachdem er verkündet hatte, als Spitzenkandidat antreten zu wollen. Dass ihn auch Gewerkschaften, Sozialverbände und Grüne unterstützen, wäre für die Landtagswahl ein Vorteil - für die Mitgliederbefragung wohl nicht. Allerdings galt Lies auch bei der Kür zum SPD-Vorsitzenden als Außenseiter.

Basisnähe: Eine Stärke von Lies: Er dürfte parteiintern flächendeckend bekannt sein. In seiner Amtszeit als Parteivorsitzender hat er alle 200 Ortsvereine besucht.

Fairness-Faktor: Mit direkten Spitzen gegen Weil ist Lies zurückhaltend. Ein wenig deutlich wird er auf seiner Homepage, wo er den Kontrahenten als "hervorragenden Oberbürgermeister" lobt und sich von "Hinterzimmerpolitik und Befehlen" abgrenzt, "auch wenn sie im Mantel einer Empfehlung daherkommen".

Typ und Auftritt: Lies gegen McAllister, das wäre wie ein Duell unter Brüdern - nicht nur wegen der telegenen Optik. Beide wirken mit Anfang 40 noch recht jugendlich, beide können auf Menschen zugehen, beide sind überzeugende Redner - wobei Lies fürs TV mitunter noch zu viele Worte macht. Mit all dem Elan wirkt er gelegentlich wie ein Wanderprediger der Sozialdemokratie. Peinliche Versprecher leistet er sich indes nicht.

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