Flash für mobile Geräte: Groß, schwerfällig und voller Fehler

Adobe Flash gehört bis heute zu den meist installierten und teilweise auch meist gehassten Programmen. Jetzt naht das Ende der Software.

Potz Blitz – das Ende von Flash naht. Bild: mathias the dread / photocase.com

Es ist der Anfang vom Ende. "Wir werden den Flash Player für mobile Geräte nicht länger entwickeln", kündigt Adobe am Mittwoch in einem Blogeintrag an. Stattdessen werde sich der Software-Konzern künftig um den Webstandard HTML5 kümmern, der in den letzten Jahren von immer mehr Geräten unterstützt wird.

Das Browser-Plugin gehört bis heute zu den meist installierten und teilweise meist gehassten Programmen auf PCs – egal ob privat oder im Firmen. Ohne Flash funktioniert auch heute vieles im Netz nicht: ob man sich online einen BMW zusammenstellen, eine Webcam betrachten oder Mal eben in den Internetstream eines Radiosenders reinhören will.

Seit den 90ern hatte der Hersteller Macromedia seine Programme erfolgreich als zunächst schicke und später unverzichtbare Multimedia-Erweiterung für Webbrowser vermarktet.

Spätestens mit dem Aufstieg der Video-Plattform YouTube hatte Flash seinen Höhepunkt erreicht. Keine andere Technik schaffte es, Filme so schnell und problemlos über das Internet auf den Bildschirm zu bringen. Statt Filme erst herunterzuladen und dann anzusehen, konnte man sie einfach im Browser betrachten.

Fortan gab es Flash überall. Und Hersteller Macromedia achtete darauf, dass das Programm auf allen Plattformen lief, egal ob Windows, MacOS oder Linux, egal ob Internet Explorer, Firefox oder Apple Safari. Sogar für die Spielekonsole Wii wurde eigens ein Flash-Player portiert.

Unsicher, träge, überall

Allzu beliebt war das Programm nie: Auf dem Mac war es für Programmfehler berühmt. Vielsurfer lernten Bannerwerbung mit Flash zu hassen, da die aufmerksamkeitsheischende Werbeindustrie nicht davor zurückschreckte nervige Sounds in die Werbung zu integrieren. Doch nicht einmal grassierende Sicherheitslücken in dem Flash-PlugIn konnten den Siegeszug stoppen.

Google integrierte gar Flash in seinen Browser Chrome, damit die Nutzer nicht mehr veraltete Versionen des Programms nutzten. Eine Goldgrube für den Hersteller: Macromedia verdiente nicht nur mit jeder Webseite, die Flash-Videos einband, sondern auch an den Programmen, mit denen Webdesigner die Flash-Animationen erstellten.

Neue Geschäfte erhoffte sich Adobe nach der Übernahme von Macromedia im Jahr 2005 von der aufkommenden Mobiltechnik. Denn was Apple in Apps verpackte, gab es schon ansatzweise in Flash: Tausende Browser-Spiele, Mini-Programme – Adobe startete sogar ein Online-Office-Paket mit Textverarbeitung auf Flashbasis.

Das Problem: Flash hatte in zehn Jahren viel Fett angesetzt. Während PCs dank des Fortschritts der PC- und Notebook-Hardware kein großes Problem hatten, die immer auswändigeren Flash-Anwendungen auszuführen, ist es für die wesentlich schwächer bestückten Smartphones und Tablets nicht einfach mit der Plattform zurecht zu kommen.

Ausgerechnet Steve Jobs war es, der die Vormachtstellung der proprietären Technik durchbrach. "Wir glauben, dass eine mobile Version von Flash irgendwann veröffentlicht wird, aber wir sind froh nicht darauf gewartet zu haben", schrieb Jobs in einem offenen Brief und setzte nach: "Wer weiß schon, wie gut das Ergebnis funktionieren wird?"

Als Adobe dann endlich lieferte, bestätigten sich die Vorbehalte Jobs: Flash auf mobilen Geräten war groß, schwerfällig und fehlerbehaftet. Gut genug, um unterwegs mal eben eine Flash-Anwendung auszuführen, aber viel zu träge um die Technik noch als Fortschritt zu sehen, vielmehr ein Rückbleibsel aus vergangener Zeit.

Zu spät für Flash

Dass auch Tablets immer rechenstärker werden, macht sich zwar bemerkbar: Kaum ein Android-Tablet verzichtet heute auf den Zusatz, dass selbstverständlich auch Flash auf dem Produkt läuft. Schließlich ist es ein Alleinstellungsmerkmal, das das mächtige iPad nicht zu bieten hat.

Doch zu langsam, zu spät: Flash spielt heute nicht mehr die große Rolle wie vor drei Jahren. Immer mehr Anbieter steigen auf die offene HTML5-Technik um, die ebenfalls Videostreams oder kleine Programme erlaubt. Schlecht für Adobe, aber keine desaströse Nachricht: Das Unternehmen wird weiter mit der Software verdienen, die in Zukunft vor allem HTML5-Anwendungen erzeugen soll.

Obwohl kaum ein Beobachter daran zweifelt, dass das Ende von Flash angebrochen ist – es wird kein schnelles Ende sein. Der Flash-Player für PCs und Notebooks wird auch weiterhin gepflegt, auch weiterhin werden viele Webseiten Flash-Navigationen einsetzen. Nach und nach wird die Technik aber aus dem Bewusstsein des Webs verschwinden – wie einst der RealPlayer, Geocities oder der Internet Explorer 6.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.