Öko-Visionär Jeremy Rifkin: "Das ist dann das Endspiel"

Wenn wir so weitermachen, bricht die Weltwirtschaft in vier Jahren wieder zusammen, sagt Ökonom Jeremy Rifkin. Es sei denn, Europa folgt ­einer dritten industriellen Revolution.

"Amerika ist kein Vorbild mehr": Jeremy Rifkin. Bild: dapd

Jeremy Rifkin sieht die Menschheit in Gefahr. "Eure Generation, ihr habt ein richtiges Problem", warnt der Soziologe und Ökonom Jeremy Rifkin im sonntaz-Gespräch. Er hat dabei die industrielle Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und steigende Ölpreise im Blick. "Jedes Mal, wenn wir die Wirtschaft wieder aufbauen, steigt der Ölpreis erneut", so Rifkin.

Wenn der die gleiche Schwelle erreiche wie im Sommer 2007, breche die Wirtschaft wieder zusammen. "In drei bis vier Jahren werden wir an diesem Punkt sein, und das ist dann das Endspiel", prophezeit der ökologische Vordenker.

"Der einzige Weg, wie wir die globale Wirtschaft wieder aufbauen können, ist eine dritte industrielle Revolution, sie wird Millionen Jobs über Nacht schaffen", meint Rifkin. Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sollen nach seinem Plan gemeinsam die Industriegesellschaft umbauen. Die fünf Säulen dieses Konzepts: regenerative Energien, Minikraftwerke in Gebäuden, Energiespeichertechnik, Elektromobilität und Energiemanagement über das Internet.

Die EU habe sich exakt diesem Modell verschrieben und sei Vorreiter für den Aufbruch in "das nächste Zeitalter". Auch Kanzlerin Angela Merkel sei überzeugt. "Sie versteht die Sache technologisch auf jeden Fall komplett, schließlich ist sie Physikerin", sagt Rifkin im Gespräch. Als er sie das letzte Mal bei einem Abendessen mit Wirtschaftsführern gesprochen habe, habe sie gesagt "Jeremy, ich bin für die Fünf-Säulen-Struktur".

"Ich drücke es so aus: Amerika ist kein Vorbild mehr", urteilt Rifkin. "Der Ort, an dem neue Ideen für die Zukunft der Menschheit entstehen, das ist Europa." Leider gebe es in Deutschland den Hang, sich zu unterschätzen. "Ihr wisst nicht, wie Ihr eure Erfolgsgeschichte richtig erzählt. Das ist es, was euch fehlt", sagt Rifkin.

Was Jeremy Rifkin außerdem über das Biosphärenbewusstsein, jüdische Selbstzweifel und Lady Gaga erzählt, lesen Sie in der aktuellen sonntaz. Am Kiosk, eKiosk oder per //www.taz.de/zeitung/abo/Wochenendabo/:Wochenendabo direkt im Briefkasten.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.