Ermittlungen zur Explosion auf Zypern: Linker Präsident soll schuld sein

Die Untersuchungskommission macht Staatschef Christofias für die Katastrophe auf einer Marinebasis vor drei Monaten verantwortlich. Der lehnt das ab.

Laut Kommission persönlich für die Explosion auf einer Marinebasis vor drei Monaten verantworlich: Zyperns Präsident Demetris Christofias. Bild: dapd

BERLIN taz | Zyperns linker Präsident Demetris Christofias will sich dem Urteil einer unabhängigen Untersuchungskommission über die Verantwortung für eine schwere Explosion mit 13 Todesopfern nicht beugen. "Der Präsident der Republik verneint kategorisch, dass er irgendeine persönliche Verantwortung trägt", sagte Christofias am Montagabend. Einen von der Opposition geforderten Rücktritt lehnte er ab.

Bei der Explosion von auf einer Marinebasis ungeschützt gelagertem Sprengstoff waren vor drei Monaten 13 Menschen ums Leben gekommen. Zudem wurde das größte Elektrizitätskraftwerk der Insel so schwer beschädigt, dass es für Monate ausfällt. Der Sprengstoff stammte aus dem Iran und war im Auftrag der Vereinten Nationen aufgrund des bestehenden Waffenembargos auf hoher See beschlagnahmt worden. Angebote anderer Staaten, bei der Entsorgung behilflich zu sein, schlug die Regierung in Nikosia aus.

Zehntausende Zyprioten gingen danach auf die Straße, um gegen die Schlamperei bei der Lagerung zu protestieren. Auch gestern belagerten Demonstranten den Präsidentenpalast in Nikosia. Eine Sondersitzung des Kabinetts musste in das Privathaus Christofias verlegt werden.

Im Zuge der Affäre sind bisher der Verteidigungsminister und der Außenminister zurückgetreten. Die Untersuchungskommission kommt zu dem Schluss, dass Christofias persönlich für die Katastrophe Verantwortung trägt. Der vom Staat berufene Ermittler Polys Polyviou sagte, dass der Präsident es versäumt habe, geeignete Sicherheitsmaßnahmen zu ergreifen. "Das ist eine schwerwiegende persönliche Verantwortung, nicht nur eine institutionelle", sagte Polyviou. Die Kommission hat keine Möglichkeit, ihre Empfehlung auch durchzusetzen.

Christofias führt im griechischen Teil Zyperns eine Minderheitenregierung an, die von der postkommunistischen Akel-Partei dominiert ist, deren langjähriger Chef der Präsident war. Er widersprach dem Untersuchungsergebnis: Es basiere weitgehend auf Vermutungen. Deshalb, so Christofias, werde er einen Polizeibericht zu der Katastrophe abwarten, bevor er ein endgültiges Urteil abgebe. Es ist unklar, ob dieser Polizeibericht öffentlich gemacht wird.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.