Das Geschäft mit den Kreuzfahrten boomt: So viele wohlhabende Menschen

Auf der Seatrade-Messe in Hamburg herrscht purer Optimismus angesichts zweistelliger Zuwachsraten. Drei Tage lang präsentieren sich rund 250 Firmen aus der Kreuzfahrt-Branche.

Stammgast in Hamburg: der britische Luxusliner "Queen Mary 2". Bild: dpa

HAMBURG taz | Die Kreuzfahrtbranche boomt seit Jahren, und ein Ende ist nicht in Sicht. Noch nie habe es so viele relativ wohlhabende Menschen in Deutschland und anderen großen westlichen Industrienationen gegeben, sagt Richard Vogel, Geschäftsführer von Tui Cruises in Hannover: "Niemand kauft sich jedes Jahr einen neuen Fernseher, aber viele machen jedes Jahr Urlaub." Und deshalb herrscht großer Optimismus vor der heute beginnenden "Seatrade Europe", der wichtigsten europäischen Messe der Branche.

Rund 250 Unternehmen aus 50 Staaten werden sich drei Tage lang in den Hamburger Messehallen präsentieren. Alle großen Werften und Reedereien weltweit sind vertreten, sämtliche wichtigen Reiseveranstalter sowie die Phalanx der Zulieferer vom Teppichhändler bis zum IT-Dienstleister machen die Veranstaltung zur "europäischen Leitmesse", freut sich der Chef der Hamburg-Messe, Bernd Aufderheide: "Die Rahmenbedingungen könnten kaum besser sein."

Denn in diesem Jahr werden rund 1,2 Millionen Deutsche eine Kreuzfahrt gebucht haben. Seit 2007 wächst diese Anzahl jährlich um zweistellige Prozentpunkte, mit durchschnittlich elf Prozent Zuwachs rechnet Richard Vogel von Tui weiterhin. Damit würde sich die Zahl der Passagiere bis 2020 auf etwa 2,5 Millionen verdoppeln. Hinter den USA und nur noch knapp hinter Großbritannien bietet Deutschland das drittgrößte Kontingent an Kreuzfahrern. Im vorigen Jahr machte die Branche in Deutschland einen Umsatz von immerhin 2,1 Milliarden Euro, hinzu kommt das Geld, das die Passagiere an Land lassen. In Hamburg waren das 2010 etwa 18 Millionen Euro.

In Norddeutschland gibt es drei große und drei keine Häfen, die regelmäßig von Kreuzfahrtschiffen angelaufen werden. Etliche Schiffe laufen einen Hafen mehrmals pro Jahr an.

Hamburg: In der Hansestadt werden bis Ende dieses Jahre 140 Anläufe zu verzeichnen sein. Erwartet werden rund 300.000 Passagiere.

Kiel: Die Fördestadt erwartet 133 Anläufe mit 370.000 Passagieren im laufenden Jahr.

Rostock-Warnemünde: Die Prognose liegt bei 161 Anläufen mit mehr als 200.000 Passagieren.

Die Kleinen: Bremerhaven mit 43, Lübeck-Travemünde mit 18 und Cuxhaven mit acht Anläufen sind die weiteren drei Häfen.

Unter Druck geraten allerdings die bislang marktbeherrschenden europäischen Werften durch zunehmende Konkurrenz aus Ostasien. So hat die größte deutsche Werft für Luxusliner, die Meyer-Werft in Papenburg an der Ems, den Großkunden "Aida Cruises" verloren. Nach sieben Großaufträgen in Folge an Meyer vergab Aida die nächsten beiden Bestellungen an Mitsubishi in Japan. Von weltweit vorliegenden 19 Bestellungen für Kreuzfahrtschiffe hat Meyer immerhin noch sieben bis 2014 in den Büchern - danach aber noch keine einzige.

Aber auch dem Thema Umweltschutz will sich die Messe widmen. Denn Naturschützern gelten Kreuzfahrtschiffe als "schwimmende Sondermüllanlagen". Klimaanlagen, Schwimmbäder, Restaurants und Kabinen für tausende Passagiere führen zu einem gewaltigen Energiebedarf der Riesenschiffe. Selbst im Standby-Betrieb am Kai verbrauchen die Luxusliner pro Tag so viel Elektrizität wie eine Kleinstadt. Den erzeugen sie mit sehr billigem und sehr giftigem Schweröl. "Wir haben den Handlungsbedarf erkannt", versichert Helge Grammerstorf vom Hamburger Beratungsunternehmen Sea-Consult. Es gebe "viel versprechende Ansätze", um die Umweltbelastungen zu reduzieren. Eine Lösung sei allerdings "noch nicht wirklich abzusehen".

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