Wangari Maathai ist tot: Afrikas älteste Dauerkämpferin

Wangari Maathai, die als erste Afrikanerin den Friedensnobelpreis erhielt, starb in einem Krankenhaus in Nairobi. Sie kämpfte gleichermaßen für Natur und Mensch.

Kämpfte für die Umwelt und für Bürgerrechte: Wangari Maathai. Bild: dpa

BERLIN taz | Eigentlich wurde Wangari Maathai am Mittwoch an der US-Universität Nebraska-Lincoln zu einem Vortrag mit dem Titel "Umwelt, Demokratie und Frieden - eine kritische Verbindung" erwartet. Vorletztes Wochenende sagte die Kenianerin ihre US-Reise ab. In der Nacht zu Montag ist Wangari Maathai im Alter von 71 Jahren in einem Krankenhaus der kenianischen Hauptstadt Nairobi gestorben. Sie hatte Eierstockkrebs.

Mit Wangari Maathai verliert Kenia kurz nach dem Tod der Friedensaktivistin Dekha Ibrahim Abdi, die im Juli bei einem Autounfall ums Leben kam, seine zweite weltweit bekannte Frauenkämpferin. Für ein Land, das sich für Gewalt und Instabilität bei den Wahlen 2012 rüstet und dringend eine versöhnlichere politische Kultur bräuchte, ist das ein herber Rückschlag. Maathai allerdings war alles andere als versöhnlich. Sie war eine Pionierin zivilgesellschaftlichen Selbstbewusstseins.

1971 war Wangari Maathai die erste Frau in ganz Ost- und Zentralafrika, die einen Doktortitel bekam. Als sie 1977 die Green Belt Movement gründete, eine Massenkampagne zum Pflanzen von Bäumen und darüber hinaus für besseren Umweltschutz und mehr Rechte für Bäuerinnen, war Maathai noch allein auf weiter Flur.

Als in den 1980er und 1990er Jahren das Einparteienregime des damaligen Präsidenten Moi immer korrupter wurde, war Maathais Umwelt- und Frauenbewegung ein Kernbestandteil der neuen Zivilgesellschaft, die die Diktatur schließlich kippte. 1992 wurde sie von der Polizei während eines Hungerstreiks bewusstlos geprügelt; später erlitt sie schwere Kopfverletzungen, als sie versuchte, einen geschützten Wald zu verteidigen.

Untrennbarer Kampf

Für Maathai waren der Kampf für Bürgerrechte und Umweltschutz untrennbar. "Man kann die Umwelt nur schützen, wenn man den Menschen Macht gibt, wenn man sie informiert, wenn man ihnen hilft, zu verstehen, dass diese Ressourcen die ihren sind und dass sie sie schützen müssen", erklärte sie.

2004, als das alles eigentlich schon Geschichte war, erhielt Wangari Maathai als erste Frau Afrikas überhaupt den Friedensnobelpreis. Wenn man Maathai einen Vorwurf machen kann, dann den, dass sie dies nicht wirklich nutzte. Maathai, die 2002 in Kenias Parlament eingezogen war und 2003 in die Regierung, entschwand in die Sphäre der globalen Prominenz ohne Bodenhaftung. Die versprochene Wangari-Maathai-Stiftung existiert bis heute nur auf dem Papier, Umwelt- und Frauengruppen in Kenia zogen aus Maathais Renommee kaum Profit.

Das bleibende Denkmal für Wangari Maathai ist wohl Nairobis Uhuru-Park, die grüne Lunge im Herzen der kenianischen Metropole. 1989 wollte Präsident Moi den Park zubauen. Maathai führte die Proteste an, die das verhinderten - die ersten erfolgreichen Bürgerproteste gegen die Moi-Diktatur. Heute schätzen alle Kenianer den Park als zentralen politischen Veranstaltungsort.

Die letzte Großveranstaltung im Uhuru-Park gab es am vergangenen Mittwoch: ein öffentliches Gebiet für die über 120 Menschen, die am 12. September bei der Explosion einer Ölpipeline im Slumviertel Sinai ums Leben gekommen waren.

Der Parlamentarier Ferdinand Waititu rief zum Widerstand gegen Pläne auf, alle Anwohner von Pipelines, Stromtrassen, Bahnlinien und Flughäfen umzusiedeln, ohne dass geklärt ist, wo sie hin sollen und welche Rechte sie dabei haben. "Wenn jemand in einem Pappkarton lebt und man ihn in ein Steinhaus steckt und Miete verlangt - wird er zahlen können?", fragte er. Die Probleme, um die sich Wangari Maathai gekümmert hatte, bleiben auch nach ihrem Tod in Kenia lebendig.

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