Vor dem Start der Basketball-EM: Die Stars und die anderen

Die deutschen Fans verabschieden Dirk Nowitzki wie einen Messias zur EM. Auch in anderen Teams konzentriert sich die Aufmerksamkeit auf die Stars aus der NBA.

Zunge raus – bei Dirk Nowitzki ist das sicherlich nur Anstrengung, nicht Abwertung. Bild: reuters

BERLIN taz | Das Knie. Es geht einfach nicht. Israels Small Forward Omri Casspi von den Cleveland Cavaliers kann bei der EM in Litauen nicht mitmachen. Eine gute Nachricht für das deutsche Team, das in seinem ersten Spiel am Mittwoch in Siauliai (20 Uhr, Sport1) auf Israel trifft?

So genau weiß man das nicht. Die Israelis haben – auch ohne ihren NBA-Star – ihre Turniervorbereitung mit einem spektakulären 89:79-Erfolg gegen das Team aus Russland beendet. Dessen NBA-Star Andrej Kirilenko von den Utah Jazz konnte mit seinen 28 Punkten den Sieg der Israelis auch nicht verhindern. Es ist merkwürdig, was sich in den Tagen vor der EM abspielt. Von den Mannschaften und ihren Stärken oder Schwächen im Teamspiel ist kaum die Rede. Die Basketballer, die in die NBA ihr Geld verdienen, dominieren die Berichterstattung.

Das Knie. Es hält. Das hat er selbst gesagt: "Das Knie macht noch ein paar kleine Probleme, aber ich mache mir keine Sorgen." Deutschlands Basketball-Heros Dirk Nowitzki, der beim vorletzten Test gegen Mazedonien am Freitag in München noch mit einer Bandage aufgelaufen war, gab Entwarnung. Ein Land, in dem sich neuerdings sogar die Bundeskanzlerin, die den NBA-Champion am Wochenende in ihre Amtsstube zum Plausch geladen hatte, atmet auf. Bei den Spielen gegen Mazedonien in München und am Sonntag in Berlin war eine Basketballbegeisterung zu spüren, wie es sie vielleicht seit dem Titelgewinn bei der Heim-EM 1993 nicht mehr gegeben hat.

Orte und Zeit: Vom 31. August bis zum 18. September wird in den litauischen Städten Panevezys, Siauliai, Alytus, Klaipeda, Vilnius und Kaunas um den Titel gespielt.

Teams und Modus: 24 Mannschaften spielen in vier Vorrundengruppen. Die besten drei einer Gruppe treffen in der Zwischenrunde auf die drei besten einer anderen Gruppe. Danach beginnt mit demViertelfinale die K.-o.-Phase.

Olympia: Die beiden Finalisten qualifizieren sich direkt für die Spiele in London 2012, die vier Nächstplatzierten müssen in ein weiteres Qualiturnier.

Deutschland: Mit den NBA-Stars Chris Kaman und Dirk Nowitzki spielt die Auswahl des DBB in EM-Gruppe B gegen Italien, Frankreich, Lettland, Serbien und Israel.

Münchens Olympiahalle war mit 12.000 Zuschauern ebenso ausverkauft wie die Berliner Arena am Ostbahnhof (14.500). Wer auf dem Schwarzmarkt noch ein Ticket kaufen wollte, der musste tief in die Tasche greifen. 80 Euro wurden in Berlin für eine Karte verlangt, die regulär 15 Euro gekostet hätte. Viele Fans hatten sich Trikots der Dallas Mavericks besorgt, mit denen Nowitzki im Juni NBA-Champion geworden war. Sie wollten ihn sehen, den neuen deutschen Sportsuperstar, den sie eigentlich gar nicht so gut kennen. Bundestrainer Dirk Bauermann wunderte sich beinahe schon ein bisschen über die Begeisterung für einen, der normalerweise "noch nicht einmal im deutschen Fernsehen zu sehen ist".

Nowitzki als Heilsbringer

Nowitzki-Begeisterung herrsche auch im Team, sagt Bauermann. Jeder ordne sich dem Überbasketballer unter. Und noch einen gibt es, zu dem die meisten aufschauen. Doch die Sonderrolle, die der amerikanische Center Chris Kaman von den LA Clippers, den der seinerzeitige Innenminister Wolfgang Schäuble vor den Olympischen Spielen 2008 noch schnell zum Deutschen gemacht hat, ist nicht vergleichbar mit der von Nowitzki. Für den ist die Rolle des alleinigen Heilsbringers vorgesehen.

Ob er sie spielen wird können, dass kann nach den Vorbereitungsspielen keiner sagen. Viel Spielzeit hat er sich nicht zuteilen lassen, und oft hat er lange gebraucht, um seinen Wurfrhythmus zu finden. 15 Minuten mussten die Fans in Berlin warten, bis Nowitzki endlich einen Dreipunktewurf traf. Am Ende hatte er zwölf Punkte zum leichten 81:65 -Erfolg über Mazedonien beigetragen. Besser waren Chris Kaman (17) und ein gewisser Philipp Schwethelm, der für 19 Punkte sorgte.

Neuer Anführer Schwethelm

Der 22-Jährige, der nach der vergangenen Bundesligasaison seinen Wechsel von Bremerhaven zum Aufsteiger Bayern München verkündet hatte, ist schon so etwas wie der Anführer der zweiten fünf im Nationalteam. Dirk Bauermann, der ja auch Trainer des FC Bayern ist, hält viel von dem jungen Allrounder. Er kann Small Forward oder Shooting Guard sein. Brauchen die zwei Aufbauspieler Steffen Hamann und Heiko Schaffartzik mal eine Pause, soll Schwethelm das Spiel machen. Ob es ihm bei der EM gelingt, wird vielleicht kaum einer mitbekommen. Alle Blicke werden sich auf Dirk Nowitzki richten.

Und auf die NBA-Stars in den anderen Teams. In Deutschlands Vorrundengruppe spielen einige von ihnen. Für Frankreich sollen es etwa Tony Parker (San Antonio Spurs), Joakim Noah (Chicago Bulls) und Nicolas Batum (Portland Trailblazers) richten, für Italien Andrea Bargnani (Toronto Raptors), Danilo Gallinari (Denver Nuggets) und Marco Belinelli (New Orleans Hornets).

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