Kommentar Fluglotsenstreik: Lieber sicher durch die Luft

Ein Streik der Fluglotsen täte weh - vor allem jetzt, in der Urlaubszeit. Aber er hat seine Berechtigung. Immerhin geht es um die Sicherheit der Fluggäste.

Wenn die Fluglotsen am Dienstag oder in den kommenden Wochen streiken, dann verdienen sie Verständnis - trotz der Frustration, des versauten Urlaubs oder des verpassten Geschäftstermins, den sie verursachen.

Ja, Fluglotsen verdienen gut. In besonders sicherheitsrelevanten Bereichen bis zu 130.000 Euro Bruttojahresgehalt. Aber der Konflikt dreht sich weniger um die Gehaltsforderung. Da liegen Gewerkschaft und Arbeitgeber gar nicht so weit auseinander - und abgesehen davon kämen höhere Löhne auch den längst nicht so fürstlich entlohnten Verwaltungsangestellten zugute.

Es geht bei dem Konflikt jedoch vor allem um Arbeitsbedingungen und Sicherheitsfragen - Fragen, die alle Flugreisenden interessieren.

Lotsen sollen uns sicher durch die Luft geleiten. Sie arbeiten ständig im schnell wechselnden Schichtsystem, nicht selten auch mal sechs Tage hintereinander. Da ist es mehr als bedenklich, wenn die derzeitige maximale Überstundengrenze von 150 auf 250 Stunden im Jahr hochgeschraubt werden soll. Der Verdacht liegt nahe, dass die Arbeitgeberseite damit kostengünstig den Nachwuchsmangel kompensieren will. Den aber hat sie vor Jahren mitverursacht, als die Zahl der Azubis an der unternehmenseigenen Akademie drastisch reduziert wurde, um Kosten für die Privatisierung zu sparen, die dann scheiterte.

Die Arbeitnehmer wollen zudem erreichen, dass bestimmte Positionen nur mit erfahrenen Lotsen besetzt werden. Im Einzelfall wird man sich anschauen müssen, ob die Gewerkschaft mit dieser Forderung über das Ziel hinausschießt. Aber grundsätzlich geht es auch hier um Sicherheit: Wie viel Praxis soll jemand mitbringen, der im Frankfurter Tower das Sagen hat?

Die Lotsen wollen zum ersten Mal überhaupt streiken, der Ausstand war für nur sechs Stunden angesetzt. Streiks im Flugverkehr werden immer wehtun - aber ohne sie wäre nichts auszurichten. Die Forderungen, die dahinterstehen, sind berechtigt.

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Jahrgang 1976. Ist seit 2009 bei der taz und schreibt über Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sowie die Gewerkschaften

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