Internationale Presse zu Murdoch: "Power-Broker auf drei Kontinenten"

Nicht nur in Großbritannien besitzt Rupert Murdoch weite Teile der Medien. Auch in den USA und Australien ist er mächtig. Nach dem Abhörskandal ist die Aufregung groß.

Besitzt nicht nur in Großbritannien Zeitungen: Medien-Mogul Murdoch. Bild: reuters

BERLIN taz | In Großbritannien schlägt der Abhörskandal um das Murdoch-Imperium derzeit hohe Wellen. Auch in Deutschland befassen sich die Medien mit den schwerwiegenden Vorwürfen gegen das ehemalige Boulevardblatt News of the World. Hierzulande ist Murdoch jedoch lediglich am Bezahlsender Sky größter Anteilseigner.

Ganz anders sieht das in den USA aus: Dort ist Murdochs News Corporation im Besitz zahlreicher Blätter, unter anderem des Wall Street Journal und der New York Post. Der TV-Sender Fox News dürfte dabei wohl das einflussreichstes Medienorgan von News Corp sein.

Die Angst ist deswegen groß, dass in den USA ähnliche Vorfälle wie in Großbritannien stattgefunden haben könnten. Senator Jay Rockefeller äußerte jüngst die Vermutung, dass nach den Terrorangriffen vom 11. September betroffene Familien ebenso Opfer illegaler Abhörvorgänge geworden sein könnten. Er fordert eine umfangreiche Untersuchung dieser Anschuldigungen gegen den Murdoch-Verlag.

In der US-Presse sind zahlreiche Analysen und Kommentare zu den Vorgängen auf der Insel zu finden: Die Washingtoner Zeitung The Hill forderte etwa, Republikanische Abgeordnete sollten alle Spendengelder des Murdoch-Verlags zurückzahlen, um ihre Glaubwürdigkeit zu wahren. In einem Kommentar der Huffington Post wird Rupert Murdoch als "Power-Broker" auf drei Kontinenten bezeichnet.

"Der größte Schock ist, wie geschockt jeder war"

Spitz wird angemerkt, Murdoch solle sein Imperium doch einfach in eine Wall-Street-Bank umwandeln, dann gelte der Verlag für Obama als "too big to fail". Im Philadelphia Inquirer sieht man Murdochs Medien eine entscheidende Grenze überschreiten: Gerade Fox News sei eine "Propaganda-Maschine für den rechten Flügel". Der Sender habe sich "weit davon entfernt" eine journalistische Organisation zu sein.

"Der größte Schock ist, wie geschockt jeder war", schreibt die Washington Post in ihrem Blog. Schließlich seien wir als sensationslüsterne Leser für diese Vorfälle verantwortlich. Auch bei der U.S. News & World Report gibt man sich selbstkritisch: Gerade US-Medien stellten die Berichterstattung über die Präsidentenfamilie sehr stark in den Fokus. Roger Cohen, Kolumnist der New York Times, findet gar Worte der Bewunderung für Murdoch: Er verehre diesen Mann, polemisiert Cohen. "Er ist gut für die Zeitungen, er hält sie am Leben, lässt sie energisch, laut und relevant werden." Aggressiver Journalismus sei schließlich gut für eine freie Gesellschaft.

In Australien, dem Ursprung Murdochs Medienwelt, gehören acht der größten Zeitungen des Landes zu News Limited, dem ansässigen Sub-Verlag von News Corp. Auch hier wurde Murdochs Verlag jetzt der Bespitzelung verdächtigt , so dass man die Flucht nach vorne antreten musste: News Limited kündigte an, alle Bezahlungen für Recherchen der letzten drei Jahre zu überprüfen.

Die hauseigene Zeitung The Australian kommentiert den britischen Abhörskandal eher ausweichend und lobt das Blatt The Guardian, das die Affäre aufgedeckt hatte: "Es ist ermutigend zu sehen, dass eine Zeitung bereit war, dieses Job zu machen." Die Sidney Morning Herald kritisiert unterdessen die Feigheit britischer Politiker: "Diesen Politikern hat der Mut gefehlt, den Giganten zu verärgern."

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