Gefängnisrevolte in Venezuela: Bandenkriege und Geiselnahmen

Tausende Polizisten und Soldaten versuchen seit Tagen einen Gefangenenaufstand im Norden Venezuelas zu beenden. Über die Zahl der Toten gibt es widersprüchliche Angaben.

Weiter geht es nicht: Straßensperre der Nationalgarde in Guatire. Bild: dapd

GUATIRE dapd | In Venezuela geht eine seit Freitag anhaltende Gefangenenmeuterei weiter. Auch die venezolanische Nationalgarde schaffte es am Montag nicht, den Aufstand in der Nähe der Hauptstadt Caracas niederzuschlagen. Die Soldaten setzten Tränengas gegen die schwer bewaffneten Häftlinge ein.

36 Gefangene seien von Einheiten der Nationalgarde in Sicherheit gebracht worden, sagte Justizminister Tareck El Aissami. Mindestens elf von ihnen seinen verletzt gewesen. Es habe sich um Geiseln der Aufständischen gehandelt, sagte General Luis Motta Dominguez.

In den Gefängnisblöcken Rodeo I und II in Guatire, etwa 40 Kilometer westlich der Hauptstadt Caracas, gehen rund 5.000 Polizisten und Soldaten seit vergangenem Freitag gegen die rebellierenden Häftlinge vor. Das ganze Gefängnis wurde nach Waffen durchkämmt, nachdem bei einer ersten Gefangenenmeuterei am 12. Juni 22 Menschen ums Leben gekommen waren.

"Die Situation ist unverändert", sagte der Häftling Rafael Contreras der Nachrichtenagentur AP am Telefon. "Sie setzen Kriegswaffen gegen uns ein."

Contreras räumte zwar ein, dass auch die Häftlinge schwer bewaffnet seien, erklärte jedoch, sie würden sich lediglich verteidigen. Bei den jüngsten Kämpfen seien 17 Menschen getötet worden, sagte Contreras.

Unhaltbare Zustände

Justizminister El Aissami erklärte hingegen im Radio, bislang seien lediglich drei Menschen ums Leben gekommen. General Dominguez warf den Rädelsführern vor, den Aufstand in andere Gefängnisse tragen zu wollen und Häftlinge zu Angriffen auf die Nationalgarde anzustiften.

In den stark überbelegten Gefängnissen in Venezuela kommt es immer wieder zu Aufständen von Häftlingen. Rivalisierende Banden kämpfen um die Kontrolle des Drogen- und Waffenhandels in den einzelnen Zellenblöcken.

Nach Angaben einer venezolanischen Menschenrechtsorganisation, die die Bedingungen im Strafvollzug überwacht, sitzen in den für 12.500 Häftlinge ausgelegten Gefängnissen des Landes derzeit 49.000 Menschen ein. Bei Auseinandersetzungen in Justizvollzugsanstalten in Venezuela kamen nach Angaben von Menschenrechtlern im vergangenen Jahr 476 Menschen ums Leben.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.