Kommentar Tierschutzpläne: Vom Nutzen des Nichtstuns

Die Agrarindustrie hat iin Lindemann einen Undercover-Agenten gefunden, der zuverlässig dafür sorgt, dass alles bleibt, wie es ist: unerträglich.

Niedersachsens Agrarminister Gert Lindemann (CDU) spielt auf Zeit - zugunsten der Industrie. Zwar könnte man seinen vorgestellten "Tierschutzplan" für ein gutes Signal halten, die Anbahnung eines Studien-Programms über Bedingungen der Möglichkeit der Verbesserung einzelner Haltungsbedingungsmerkmale - sicher, das dauert, aber: Wäre das nicht besser als nichts?

Nein. Weils nichts ist. Denn, wer an den - von unabhängigen Studien als Norm beschriebenen - Zuständen etwas ändern will, der müsste jetzt handeln. Eile ist geboten, weil jetzt, in diesem Sommer, über die EU-Agarpolitik ab 2013 entschieden wird.

Unwahrscheinlich, dass dabei Standards übergangen würden, die Niedersachsen als Europas Agrarindustrie-Region Nummer 1 gesetzt hat. Dass aber Tierschutzmaßnahmen ignoriert werden, die Niedersachsen ab 2012 vereinzelt erproben will, das ist sicher. Sie jetzt nicht umzusetzen bedeutet, sie zu verhindern.

Indem Lindemann tut, als täte er etwas, heilt er den durchs Astrid Grotelüschen-Intermezzo entstandenen Imageschaden der McAllister-Regierung: Denn dass die ständig mit den in ihren Betrieben herrschenden Grausamkeiten für Mensch und Tier konfrontiert wurde, war lästig und färbte ab. Vor allem aber kann die Agrarindustrie frohlocken: Sie hat in Lindemann einen Undercover-Agenten, der zuverlässig dafür sorgt, dass alles bleibt, wie es ist: unerträglich.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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