+++ Liveticker Japan vom 18. März +++: Neue Hoffnung nach Großeinsatz

Samstagnacht waren 30 Löschfahrzeuge und 300 Techniker im am AKW im Einsatz. Tepco behaupetet, dass der Strom wieder steht und der Druck im Reaktor 3 sinkt.

Das Bild zeigt die Vorbereitungen im Vorfeld des Großeinsatzes in Iwaki City. Bild: reuters

23:55 Uhr: Mindestens 7.000 Tote

Mit jedem weiteren Tag werden in Japan Hunderte neue Todesopfer gemeldet. Die Polizei nannte am Samstagmorgen (Ortszeit) 6.911 offiziell registrierte Tote.

Dem Fernsehsender NHK zufolge werden auch gut eine Woche nach der Naturkatastrophe noch immer 10.316 Menschen vermisst.

22:54 Uhr: Youtube soll bei Angehörigen-Suche helfen

Der US-Internetkonzern Google will die Suche der Erdbeben- und Tsunamiopfer in Japan nach ihren verschollenen Angehörigen mit Youtube-Videos erleichtern. Das Unternehmen stellte auf seinem Videodienst dazu am Freitag bereits kurze Filme von Katastrophenopfern online, die auf Nachrichten von Freunden und Familienmitgliedern warten.

Die Videos, die meist kürzer als eine Minute sind, wurden in Notunterkünften gedreht und sind über die Internetseite youtube.com/shousoku abrufbar.

22:49 Uhr: Feuerwehr-Einsatz vorerst beendet

Die Einsatzkräfte haben die Notkühlung eines Reaktors mit großen Mengen Wasser aus der Luft und am Boden nach zwei Tagen zunächst beendet. Der Einsatz von Soldaten und Feuerwehrleuten sei am frühen Samstagmorgen abgeschlossen worden, teilte die Betreiberfirma Tepco im Internet mit.

Jetzt soll versucht werden, die reguläre Kühlung für die Reaktorblöcke 1 und 2 mit Hilfe einer bereits verlegten Starkstromleitung wieder in Gang zu setzen - ob dies gelingt, weiß niemand.

22:22 Uhr: Flucht aus Japan ist Geldfrage

Wer Japan spontan verlassen will, muss viel Geld auf den Tisch legen. Billige Tickets für One-Way-Flüge aus Tokio nach Europa sind kaum verfügbar, denn vorwiegend werden solche aus teureren Buchungsklassen angeboten. "Die Durchschnittspreise für Flüge aus Japan liegen derzeit zwei- bis dreimal über ihrem üblichen Wert", berichtet Konstantin Korosides, Sprecher des Reiseportal-Betreibers fluege.de.

21:25 Uhr: Druck im Reaktor 3 sinkt

Nach dem massiven Wasserwerfereinsatz im Block 3 ist der Druck in der Reaktorkammer etwas gesunken, wie aus dem jüngsten Bericht der japanischen Atomsicherheitsbehörde (NISA) hervorgeht. In den beiden anderen Blöcken aber, die nach dem Erdbeben vor einer Woche automatisch abgeschaltet wurden, zeigen die Werte eine leicht steigende Tendenz.

20:54 Uhr: US-Hersteller verteidigt Reaktormodell

Der US-Hersteller der japanischen Krisenreaktoren hat den Vorwurf von Konstruktionsmängeln zurückgewiesen. Die Reaktoren des Typs Mark 1 entsprächen allen Vorschriften und hätten "in den vergangenen 40 Jahren gut funktioniert", erklärte der im US-Bundesstaat Connecticut ansässige Konzern General Electric (GE).

Das in den 1960er Jahren entwickelte Reaktormodell sei in den 80er Jahren überholt worden, um es den neuen Bestimmungen anzupassen. "Alle Änderungen, die von den Regulierungsbehörden verlangt wurden, sind umgesetzt worden", erklärte GE. Fünf der sechs Reaktoren im japanischen Krisen-AKW Fukushima sind Mark-1-Reaktoren von GE.

Das Modell war in den 1960er und 1970er Jahren eines der weltweit beliebtesten Reaktormodelle. In den USA wurden 23 davon gebaut, in anderen Ländern 32. Kritiker der Atomkraft hatten damals gewarnt, das Modell Mark 1 könne möglicherweise nicht einer starken Druckentwicklung standhalten.

20:42 Uhr: Tepco behauptet: Stromleitung liegt

Rund 300 Techniker arbeiten am AKW Fukushima und in der unmittelbaren Umgebung mit Hochdruck daran, eine Starkstromleitung zu zwei der sechs Reaktoren zu verlegen. Am frühen Samstagmorgen (Ortszeit) meldete die Betreiberfirma, dass die Leitung stehe.

Mit der neuen Energieversorgung können die Wasserpumpen zur Kühlung der überhitzten Brennstäbe möglicherweise wieder gestartet werden. Der Strom zu den Unglücksreaktoren eins und zwei und vielleicht vier könnte bis Samstag wieder fließen, erklärte die Atomaufsicht. Einen Tag später könnte auch der Reaktor drei wieder mit Elektrizität versorgt sein.

Allerdings war unklar, ob die Wasserpumpen nicht durch das Erdbeben, den Tsunami und die späteren Explosionen im AKW beschädigt wurden.

20:30 Uhr: Letzte Lösung: Sarkophag

Ein Sarkophag könnte Japan als letzte Möglichkeit vor einer massiven Strahlenverseuchung bewahren. Die Methode, die bereits 1986 in Tschernobyl eingesetzt wurde, sei ein letzter Ausweg, teilten Ingenieure des Betreibers Tepco mit.

Die Ankündigung des Unternehmens, das gesamte Kraftwerk möglicherweise unter einem Sarg aus Sand und Beton zu begraben, könnte ein Hinweis darauf sein, dass Tepco ein Scheitern aller Rettungsversuche in Betracht zieht. Doch auch ein Sarkophag wäre keine saubere Lösung, sondern könnte einen Teil des Landes für Jahrzehnte als radioaktiv verseuchte Brache zurücklassen.

Außerdem ist der Reaktor derzeit noch so heiß, dass aus Sand theoretisch Glas werden könnte und auch die Aufschüttung einer einer stabilen Betonhülle die nächsten Wochen oder gar Monate scheitern würde. Der Sarkophag in Tschernobyl setzte sich nicht richtig und bekam Risse, so dass Strahlung die Luft und das Wasser verseuchte.

19:20 Uhr: Lösch-Großeinsatz am Kraftwerk

Eine Kolonne von Löschfahrzeugen der Feuerwehr aus Tokio hat damit begonnen, kühlendes Wasser auf die Anlage sprühen.

30 Löschfahrzeuge seien dabei, mit starken Schläuchen und Spritzdüsen, mit denen 3,8 Tonnen Wasser pro Minute in 22 Meter Höhe gespritzt werden könne, das Gebäude von Reaktor 3 mit Wasser zu besprühen, berichtet NHK.

Die Hoffnung sei, dass das Wasser das Abklingbecken für Brennmaterial erreiche. Die Fahrzeuge lösten sich angesichts der erhöhten Radioaktivität vor Ort in Fünfergruppen für kurze Einsätze ab, hieß es.

17:40 Uhr: Medwedew will Japaner in Sibirien arbeiten lassen

Der russische Präsident Dmitri Medwedew hat den vom Erdbeben betroffenen Japanern vorgeschlagen, nach Sibirien umzusiedeln. Details dazu nannte er aber bei der Sitzung des Sicherheitsrates des Landes nicht. Russland habe Japan auch Plätze für Verletzte in seinen Kliniken angeboten, sagte Medwedew.

Der Kremlchef sagte in seiner Residenz in Gorki nach Angaben der Agentur Interfax: "Wir sollten gegebenenfalls darüber nachdenken, einen Teil des Arbeitspotenzials unseres Nachbarn zu nutzen - vor allem in den dünn besiedelten Gebieten Sibiriens."

17:06 Uhr: Japan erhöht auf Sicherheitsstufe 5

Japan erhöht die Sicherheitstufe der Reaktoren von 4 auf 5. Die höchste Stufe ist nach internationalen Standarts die Stufe 7. Die Begründung des Ministeriums für Reaktorsicherheit: In den Reaktoren 1, 2 und 3 kam es zu einer teilweisen Schmelze der Brennstäbe. Ununterbrochen tritt Radioaktivität aus.

16:45 Uhr: GM schließt Werk - kein Nachschub aus Japan

Wegen des Ausfalls von Zulieferungen aus Japan schließt der Autokonzern General Motors vorübergehend ein Werk in den USA. Die GM-Fabrik in Shreveport im Bundesstaat Louisiana, die derzeit 923 Menschen beschäftige, werde für eine Woche dichtmachen, kündigte der Konzern am Freitag in Detroit an. Als Grund nannte er "Teilemangel wegen der Krise in Japan ". Bereits in den vergangenen Tagen hatte GM die Sorge geäußert, dass Stromausfälle und andere Schäden in den japanischen Bebengebieten die Produktion von Zulieferern beeinträchtigen könnten.

16:24 Uhr: Studie: Welle war 23 Meter hoch

Die Tsunami-Welle, die vor einer Woche die Nordost-Küste Japans verwüstete, war einer Untersuchung zufolge mindestens 23 Meter hoch. Dies habe eine Studie des Forschungsinstituts der Hafenbehörde unter Auswertung von eigenen Messungen und GPS-Daten ergeben, berichtete die Zeitung "Yomiuri". Konkret sei die Wellenhöhe in Ofunato in der Präfektur Iwate gemessen worden, wo das Wasser ganze Siedlungen mitriss. Die höchste jemals registrierte Tsunami-Welle in Japan gab es alten Aufzeichnungen zufolge 1896 mit 38 Metern.

15:50 Uhr: Polizei: 17.000 Menschen werden vermisst

In Japan sind bei dem Beben und dem folgenden Tsunami mindestens 6.911 Menschen ums Leben gekommen. Das meldet die Polizei. Nach diesen Angaben werden noch immer mehr als 17.000 Menschen vermisst.

15:45 Uhr: Großdemo in Berlin, Hamburg, Köln und München

Unter dem Motto "Weg mit der Risikotechnologie Atomkraft - Alle AKWs abschalten" ruft ein Bündnis von Atomkraftgegnern und Umweltschutzorganisationen für den Samstag zu vier Demonstrationen auf: in Berlin, Hamburg, Köln und München.

15:30 Uhr: Autoindustrie stockt

Japans Autofabriken bleiben vorerst geschlossen. Nach Branchenprimus Toyota hat nun auch Honda erklärt, wegen der Katastrophe seine Endmontagewerke frühestens Mitte der kommenden Woche wieder zu öffnen. Daimler lässt seine Lastwagenproduktion in Japan bis mindestens Dienstag ruhen.

14.50 Uhr: Ministerpräsident wehrt sich gegen Kritik

Sichtlich bewegt hat der japanische Ministerpräsident Naoto Kan seiner Bevölkerung im Fernsehen Mut zugesprochen. Japan stehe vor der größten Krise der Nachkriegszeit, werde diese aber "überwinden und sich erholen", sagte er in einer live übertragenen Pressekonferenz.

Zu der Lage im Krisen-AKW Fukushima befragt, sprach Kan von einer weiterhin sehr ernsten Situation: Diese erlaube keinen Optimismus. Die Lage werde aber "in nicht weiter Ferne" unter Kontrolle gebracht. Kan wehrte sich gegen die Kritik, Informationen über Fukushima zurückzuhalten: "Ich selbst und der Regierungssprecher haben alle Informationen bekanntgegeben, die wir hatten", sagte Kan.

14.45 Uhr: Finnland verlegt Botschaft

Finnland verlegt seine Botschaft von Tokio nach Hiroshima. Die Situation sei durch das havarierte Kernkraftwerk Fukushima sehr unsicher, teilte das finnische Außenministerium nach Angaben der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo mit. Die Verlegung sei eine reine Vorsichtsmaßnahme, um die Arbeit der finnischen Vertretung unter allen Umständen aufrecht zu erhalten.

14.10 Uhr: 300.000 Haushalte ohne Strom

Während sich die Aufmerksamkeit auf die Atomkatastrophe von Fukushima richtet, leiden nach wie vor Hunderttausende Menschen unter den Folgen des Erdbebens und des Tsunamis. Sie leben in Notunterkünften oft ohne Heizung und Trinkwasser, während in dem Gebiet ein Kälteeinbruch Eis und Schnee brachte. Auch die medizinische Versorgung konnte noch nicht gesichert werden. Die Regierung in Tokio erwog bereits, einen Teil der betroffenen Menschen in andere Landesteile zu bringen, die nicht von dem Desaster betroffen sind. Im Norden Japans waren am Freitag bei Temperaturen nahe dem Gefrierpunkt immer noch mehr als 300.000 Haushalten ohne Strom.

13.34 Uhr: Strahlencheck in Frankfurt am Main

Reisende aus Japan können sich an Deutschlands größtem Flughafen in Frankfurt am Main auf radioaktive Strahlung untersuchen lassen. Für Passagiere von Direktflügen aus dem Land gibt es ab Freitag, 15 Uhr ein entsprechendes Angebot. Bereits seit Anfang der Woche werden Lieferungen aus Japan auf eine Strahlenbelastung getestet. Seit Mittwoch werden auch alle pflanzlichen und tierischen Lebensmittel aus Japan untersucht.

12.46 Uhr: Noch keine Sicherheitskriterien

Bund und Länder sind sich noch nicht einig, nach welchen Vorgaben sie die Sicherheit der deutschen Atomkraftwerke prüfen wollen. "Die Gespräche dazu laufen", sagte eine Sprecherin des Bundesumweltministeriums am Freitag in Berlin. "In Kürze wird es dazu einen Zeitplan und einen Fahrplan geben."

Ein vertrauliches Papier aus dem Ministerium zu verschärften Sicherheitsanforderungen, das Donnerstagabend vom ARD-Magazin Kontraste veröffentlicht wurde, bezeichnete sie als "Themensammlung", die "noch keine Rolle für die eigentlichen Sicherheitsüberprüfungen" spiele. Es sei eine "Auflistung dessen, was theoretisch denkbar wäre".

12.30 Uhr: Verstärkung für das Militär

Japan will mit einem Krisen-Kommando aus Technikern, Feuerwehrleuten und Soldaten die Kontrolle über die vier beschädigten Reaktoren in Fukushima zurückgewinnen. Mit Wasserwerfern bespritzten Soldaten am Freitag erneut den mit hoch giftigem Plutonium bestückten Reaktor 3.

Mehr als 120 Männer seien an dem strahlenden Wrack im Einsatz, darunter auch Spezialisten anderer Atomkonzerne, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Tepco der Nachrichtenagentur dpa. Japanische Medien berichteten, es seien rund 140 Feuerwehrleute auf dem Weg zum Kraftwerk, um die dort operierenden Militärs zu unterstützen.

Erstmals sind jetzt auch Mitarbeiter der IAEA auf dem Weg zum Unglücksmeiler, um sich persönlich ein Bild vom Ausmaß der Schäden zu machen. Sie sollen auch selbst die radioaktive Strahlung messen. Über das Ausmaß der Strahlung hatte es in den vergangenen Tagen häufig widersprüchliche Angaben von japanischer Seite gegeben. Es gab Kritik etwa aus den USA, dass Japan die Gefahren für die Menschen in der Region unterschätzt.

12.15 Uhr: AKW Unterweser abgeschaltet

Als vorletztes der vorübergehend abzuschaltenden Atomkraftwerke ist am Freitag der niedersächsische Meiler Unterweser vom Netz genommen worden. Der Betreiber Eon folgte damit der Weisung des Landesumweltministeriums, das AKW in Stadland abzuschalten, wie das Unternehmen mitteilte.

Eon ist sich indes sicher, dass das Kraftwerk Unterweser nach Ablauf der dreimonatigen Abschaltung wieder ans Netz genommen werden darf. "Die Anordnung sagt nur, dass ein Abstellen für drei Monate vorgesehen ist", sagte der Chef von Eon-Kernkraft, Bernhard Fischer. Der Druckwasserreaktor war 1978 in Betrieb genommen worden. Mit 33 Jahren Laufzeit ist er einer der ältesten in Deutschland.

11.58 Uhr: Neues AKW in Frankreich

Frankreich denkt nach Medienberichten über den Bau eines neuartigen mittelgroßen Atomreaktors nach, der bereits mit Japan entwickelt wird. Der französische Areva-Konzern arbeite gemeinsam mit dem japanischen Mitsubishi-Konzern an der Konzeption des sogenannten Atmea-Reaktors, berichtete die französische Zeitung Le Figaro. Er gilt als abgespeckte Version des von Areva mit Siemens entwickelten Druckwasser-Reaktors EPR, der mit seinen 1.650 Megawatt als leistungsstarkes Atomkraftwerk der dritten Generation zur Zeit in Finnland, China und Frankreich entsteht.

In Frankreich gibt es derzeit 58 Atomreaktoren, die etwa 80 Prozent des gesamten Stromverbrauchs des Landes produzieren.

11.45 Uhr: Atom-Debatte im Bundesrat

Bund und Länder streben eine gemeinsame Grundsatzdiskussion über die Zukunft der 17 deutschen Atomkraftwerke an. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD) forderte am Freitag im Bundesrat einen parteiübergreifenden Pakt, um die Zukunft der deutschen Atomkraftwerke zu regeln. "Das Wort vom Restrisiko hat eine ganz neue Bedeutung bekommen", sagte Beck.

Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU) sprach von einer Zäsur und verglich den Einschnitt mit den Terrorangriffen vom 11. September 2001. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Peter Harry Carstensen (CDU) betonte jedoch: "Kernkraft wird auch weiter als Brückentechnologie in Deutschland notwendig sein".

11.05 Uhr: Höhenflug des Yen beendet

Das gemeinsame Vorgehen der führenden Industriestaaten gegen den Höhenflug des Yen und eine mögliche Stabilisierung im havarierten Atomreaktor Fukushima haben sich zum Wochenschluss positiv auf den Aktienmarkt in Tokio ausgewirkt. Der Nikkei-Index für 225 führende Industriewerte schloss am Freitag mit einem Plus von 2,72 Prozent ab.

Die gesamte Woche hat die Tokioter Börse aber mit einem hohen Verlust von 10,22 Prozent abgeschlossen. Am Dienstag, als nach dem Jahrhundertbeben in Japan Nachrichten über eine Atomkatastrophe unabsehbaren Ausmaßes die Welt erschütterten, waren die Kurse ins Bodenlose gefallen. Panikverkäufe lösten den größten Kurssturz seit dem Höhepunkt der Finanzkrise vor zweieinhalb Jahren aus, der Nikkei verlor zeitweilig mehr als 14 Prozent.

10.30 Uhr: Evakuierungszone wird nicht ausgeweitet

Nach Angaben der japanischen Atomaufsicht ist es zum jetzigen Zeitpunkt nicht nötig, die Evakuierung auszuweiten. Diese beläuft sich derzeit auf 30 Kilometer im Umkreis des AKW Fukushima I.

10.17 Uhr: Stromkabel soll bis Samstag verlegt sein

Die Stromkabel zur Wiederaufnahme der Kühlung der havarierten Reaktoren eins und zwei sollen voraussichtlich bis Samstagmorgen verlegt sein, wie Japans Atombehörde erklärte.

10.15 Uhr: Japan stuft Schwere des AKW-Unfalls hoch

Die japanische Atomsicherheitsbehörde hat die Schwere des Akw-Unfalls in Fukushima I heraufgestuft. Dieser habe nun die dritthöchste Stufe auf der Internationalen Bewertungsskala (INES), teilte die Behörde am Freitag mit. Damit werden die Ereignisse am Kraftwerk in Fukushima nicht mehr als "Unfall" der Stufe vier, sondern als "ernster Unfall" der Stufe fünf bewertet. Die Bewertungsskala hat insgesamt sieben Stufen.

9.55 Uhr: Bis zu 17.000 Menschen starben

Bei dem verheerenden Erdbeben und dem nachfolgenden Tsunami vor einer Woche in Japan sind nach Angaben der Polizei bis zu 17.000 Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der offiziell bestätigten Toten stieg am Freitag auf 6.539, die Zahl der Vermissten wurde mit 10.354 angegeben.

Einige der Vermissten haben sich möglicherweise zum Zeitpunkt des Unglücks nicht in der betroffenen Region aufgehalten, viele andere wurden vermutlich von dem Tsunami ins Meer gerissen.

9.31 Uhr: Unterstützung für die 50 AKW-Mitarbeiter

Sie werden die "Fukushima 50" genannt - jetzt bekommen die Männer, die im havarierten Atomkraftwerk in Japan gegen den Super-GAU kämpfen, Verstärkung. Mehr als 120 Männer seien inzwischen am Ort des Geschehens im Einsatz, darunter auch Spezialisten anderer Atomkonzerne, sagte ein Sprecher der Betreibergesellschaft Tepco der Nachrichtenagentur dpa am Freitag. Japanische Medien berichteten am Freitag, es seien rund 140 Feuerwehrleute auf dem Weg zum Kraftwerk, um die Armee zu unterstützen.

9.05 Uhr: AKW-Mitarbeiter müssen bleiben

Die japanische Regierung hat den Betreibern des stark beschädigten Atomkraftwerks Fukushima I einem Bericht zufolge verboten, seine Mitarbeiter von der Anlage abzuziehen. Wie die Zeitung Mainichi Shimbun am Freitag berichtete, äußerte der Energieversorger Tepco am Montag gegenüber der Regierung Sorge über die Sicherheit seiner Angestellten. Demnach kam das Unternehmen zu dem Schluss, dass es "schwierig" sein werde, das Kraftwerk nach den Explosionen und Bränden an den Reaktoren wieder unter Kontrolle zu bringen. Regierungschef Naoto Kan habe aber die Bitte, die Mitarbeiter abziehen zu dürfen, zurückgewiesen.

"Eine Abberufung ist unmöglich", zitierte die Zeitung Kan. "Es geht nicht darum, ob Tepco kollabiert, es geht darum, ob Japan zusammenbricht", soll er demnach entgegnet haben. Ein namentlich nicht genannter Vertreter der Betreibergesellschaft sagte dem Blatt, dies bedeute, die Arbeiter sollten sich der Strahlung aussetzen und "sterben".

In der Anlage Fukushima I waren bis zu dem Erdbeben vor einer Woche bis zu 5.000 Menschen tätig. Offiziell hat Tepco bisher nicht erklärt, wie viele Arbeiter noch auf dem Gelände des Kraftwerks sind. Berichten zufolge sollen es etwa 70 sein.

8.45 Uhr: IAEA-Chef: "Wettlauf gegen die Zeit"

Japan befindet sich nach den Worten von IAEA-Chef Yukiya Amano im Kampf gegen einen Super-GAU in Fukushima in einem Wettlauf gegen die Zeit. Der Direktor der Internationalen Atomenergiebehörde gab diese Einschätzung am Freitag in Tokio, nachdem er sich vom japanischen Ministerpräsident Naoto Kan über die Bemühungen zur Kühlung der gefährdeten Reaktoren informieren ließ.

7.43 Uhr: WHO hält Strahlenbelastung für räumlich begrenzt

Die Strahlungsbelastung aus dem schwerbeschädigten Atomkraftwerk Fukushima I in Japan bleibt nach Einschätzung der Weltgesundheitsorganisation (WHO) räumlich begrenzt. "Zu diesem Zeitpunkt gibt es weiterhin keinen Hinweis darauf, dass sich die Strahlung über die Zone um die Reaktoren hinaus ausbreitet", sagte der WHO-Vertreter in China, Michael O'Leary, am Freitag. Allerdings müsse die Lage genau beobachtet werden. "Dinge können sich offensichtlich ändern und haben sich in dieser letzten Woche geändert." Er gehe davon aus, dass die Auswirkungen auf China und andere Nachbarländer Japans bei einem großen Leck in dem AKW gering wären. Die Reaktoren seien ziemlich weit von der Volksrepublik entfernt. Trotzdem haben Chinesen längst mit massenhaften Käufen von Jodsalz begonnen. Fälschlicherweise gehen viele davon, sich durch die Einnahme von Jodsalz vor Radioaktivität schützen zu können.

7.42 Uhr: Wasserwerfereinsatz auch bei Reaktor 1

Die Kühlversuche per Wasserwerfer sollen nun auch auf Reaktor 1 ausgeweitet werden. Zuvor war der Einsatz der Wasserwerfer nur für die Blöcke 3 und 4 geplant gewesen. Um die Situation zu entschärfen war geprüft worden, ob auch Reaktor 1 auf diese Weise gekühlt werden könne. Edano betonte laut NHK, dass die Lage an Reaktor 1 nicht so dramatisch sei wie an den Blöcken 3 und 4. Die Kühlung des Reaktorbehälters in Block 1 könnte aber einer weiteren Krise vorbeugen.

7.31 Uhr: Japan hält Schweigeminute

Auf die Minute genau eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben und dem darauffolgenden Tsunami hat Japan der Opfer der Naturkatastrophe gedacht. Im am schwersten betroffenen Nordosten des Landes wurde um 14.26 Uhr (06.46 Uhr MEZ) eine Schweigeminute abgehalten. Der Fernsehsender NHK zeigte Bilder aus einer Notunterkunft in Yamada in der verwüsteten Provinz Iwate, wo sich ältere Überlebende Hand in Hand symbolisch vor den Opfern verbeugten.

6.30 Uhr: IAEA fühlt sich unzureichend informiert

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA, Yukiya Amano, hat Japans Ministerpräsidenten Naoto Kan um eine engere Zusammenarbeit gebeten. Zudem forderte Amano nach Angaben der Nachrichtenagentur Kyodo, die internationale Öffentlichkeit besser über die Lage am havarierten Atomkraftwerk Fukushima I zu informieren. Kan sicherte dies den Angaben nach bei dem Treffen am Freitagnachmittag (Ortszeit) zu.

6.08 Uhr: Neuer Kühlversuch

130 Feuerwehrleute und Soldaten sind aus Tokio in Fukushima eingetroffen und beginnen mit einem zweiten Kühlversuch. Einsatzfahrzeuge der Armee richten ihre Wasserfontänen auf die strahlenden Reaktoren. Ziel ist zunächst der Block 3 - später soll den Plänen zufolge Block 4 folgen.

Quellen: afp, dpa, rtr, dapd, bbc, kyodo, taz

Was in der Nacht geschah: Einsatzkräfte versuchten weiter, die drohenden Kernschmelzen in den Atomreaktoren von Fukushima I zu verhindern. Bislang ohne Erfolg. Auch die Situation der 400.000 Obdachlosen spitzt sich weiter zu.

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