Das Nuklear-Desaster und die Folgen: Japan prägt Berliner Alltag

Die Katastrophe in Japan beschäftigt weiter die Hauptstadt. AKW-Gegner protestieren, der rot-rote Senat will vorzeitigen Atomausstieg.

Die Lust an der Satire ist ihnen vergangen. Ernst stehen eine Handvoll Menschen am Kudamm, nahe der Vattenfall-Kundenzentrale, Faltblätter in der Hand. Hinter ihnen flattern zwei knallgelbe "Atomkraft Nein Danke"-Fahnen. Elke Röder und andere AktivistInnen suchen das Gespräch mit Passanten. Ihr Ziel: "Vattenfall muss raus aus Berlin." Wer den Stromanbieter wechsle, leite den Atomausstieg ein, argumentiert das unabhängige Bündnis. Einzig die Passanten wollen sich nicht auf Gespräche einlassen. Sie hasten vorbei: Über Japan will kaum einer sprechen.

Vorm Kanzleramt schon: Dort versammeln sich bereits am Vormittag einige hundert Demonstranten, parallel zum Treffen der Bundeskanzlerin mit den Ministerpräsidenten der Länder mit Atomkraftwerken. Sie fordern das, was später am Tag auch geschehen wird: "Abschalten! Abschalten!". "Wir haben die Kraft unser Volk zu belügen", steht auf einem Plakat. Friederike Kenneweg steht daneben. "Wer in diesen Tagen die Bilder aus Japan sieht, kann nur hoffen, dass jetzt weltweit abgeschaltet wird." Die 30-Jährige ist besorgt. "Meine zwei Schwestern sind schwanger, und ich möchte nicht, dass meine Nichten und Neffen in einer Welt aufwachsen müssen, in der weiterhin auf Atomkraft gesetzt wird." Es scheint, als würde die Empörung hinter dem hohen Zaun gehört. Am Nachmittag verkündet Merkel: Sieben AKWs gehen vorübergehend vom Netz.

Dem Senat geht das nicht weit genug. Ein Senatssprecher kündigt an, Berlin wolle die Bundesrat-Initiative von Nordrhein-Westfalen für einen vorzeitigen Atomausstieg nicht bloß unterstützen, sondern am Freitag im Bundesrat selbst mit einbringen. Nur die ältesten AKWs vom Netz zu nehmen reiche nicht aus. Der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) bot zudem dem Gouverneur von Berlins Partnerstadt Tokio in einem Brief Unterstützung an. "Da wir von hier aus nicht einschätzen können, wo Hilfe am nötigsten gebraucht wird, lassen Sie mich bitte wissen, wie wir am besten helfen können." Am Donnerstag will sich das Abgeordnetenhaus mit der Japan-Katastrophe befassen.

Am Abend trafen sich Berliner Anti-Atom-Gruppen im Friedrichshain, um über ihr weiteres Protestvorgehen zu beraten. Bisher ist eine erneute Mahnwache am Montag und eine Großdemonstration am 26. März geplant. Die Atomkraftgegner erwarten dazu rund 50.000 Teilnehmer.

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