KOMMENTAR: ZWEISCHNEIDIGES ENAGEMENT: Folgen eines Abgangs

Niels Stolberg hat durchaus polarisiert - auch, wenn er viel gutes getan hat. Die Frage ist, ob sein soziales Engagement zur Last wird, wenn es ausfällt. Denn dass Oaktree auch humanitäre Ambitionen verfolgt ist unwahrscheinlich.

Niels Stolberg hat, so lange er Herr der eigenen Reederei war, immer einfach das getan, was er für richtig hielt. Mitunter rücksichtslos - etwa auf Spiekeroog, wo seine Präsenz als erdrückend empfunden wurde. Oft polarisierend - etwa, wenn er, Piratenopfer, nach Berlin düste und nassforsch den Schutz seiner barbaduanisch geflaggten Frachter durch die Bundesmarine forderte.

Aber es war eben auch sehr vieles sehr gut: In Elsfleth und Bremen hat Stolberg Nautik-Professuren gestiftet, er ist Werder-Sponsor, er hat das Frauenhaus und die Tafel in Oldenburg, das Kinderhospiz Jona, den Martinsclub und das Klimahaus unterstützt, in der Stadt eine eigene Schule aus dem Boden gestampft - und eine in Thailand, die Beluga School for Life für Tsunami-Opfer.

Kurz: Er hat sich unverzichtbar gemacht. Dass eine Kapitalmanagement-Gesellschaft wie Oaktree ähnliche Ambitionen verfolgt - unwahrscheinlich. Das zeigt die Zweideutigkeit von ehrenwertem bürgerschaftlichem Engagement: Dort, wo es als Alternative zu öffentlichen Verpflichtungen gefordert wird, kann es zwar Löcher flicken und einen schleichenden Rückzug des Staates begünstigen. Aber eben nur so lange alles gut geht. Wenn nicht, wirds zur Zerreißprobe fürs soziale Netz.

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Jahrgang 1972. Seit 2002 bei taz.nord in Bremen als Fachkraft für Agrar, Oper und Abseitiges tätig. Alexander-Rhomberg-Preis 2002.

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