Revolution in Ägypten: Polizisten wollen mehr Geld

In Kairo gehen Staatsangestellte für mehr Lohn auf die Straße. Die Bundesregierung kündigte Hilfe für den Wechsel zur Demokratie an. Ex-Präsident Mubarak soll noch in Ägypten sein.

Am Wochenende üben sich plötzlich auch Polizisten in Demokratie. Sie recken für mehr Lohn die Fäuste. Bild: dapd

KAIRO/BERLIN dpa | Nach dem Ende der Massenproteste in Ägypten demonstrieren Polizisten, Sicherheitskräfte und Behördenmitarbeiter für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Geld. Auf dem Tahrir-Platz in Kairo waren dagegen am Montag nur noch wenige Demonstranten zu sehen. Bereits am Sonntag hatten die Dauerbesetzer ihre Zelte auf dem Platz abgebrochen. Die Bundesregierung stellte Ägypten derweil Hilfe beim Aufbau demokratischer Strukturen in Aussicht.

Augenzeugen berichteten, Militärpolizisten hätten auf dem Tahrir-Platz am Montagmorgen dafür gesorgt, dass der Verkehr wieder normal fließen konnte. Der Platz im Zentrum von Kairo war in den vergangenen drei Wochen der Mittelpunkt der Massenbewegung gegen den Präsidenten Husni Mubarak gewesen. Der Staatschef war am vergangenen Freitag vom Militär entmachtet worden, nachdem der Druck der Massenproteste immer stärker geworden war.

Am Montag protestierten Dutzende von Unteroffizieren der Polizei im Kairoer Stadtteil Giseh. Sie forderten bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter. Ähnliche Forderungen stellten die Sicherheitskräfte auf dem Flughafen der Stadt Luxor.

Auch Mitarbeiter der Telekommunikationsbehörde, der staatlichen Banken und einiger staatlichen Medienbetriebe protestierten. Ihnen ging es nach eigenen Angaben auch darum, dass etwas gegen die Korruption in ihren Behörden unternommen wird.

Erste Anwärter für Mubarak-Nachfolge

Derweil meldeten sich ehemalige ägyptische Regierungsmitglieder zu Wort, die sich einst mit Mubarak überworfen hatten. Der ehemalige Vize-Außenminister Abdullah al-Aschal sagte der Zeitung Al-Sharq Al-Awsat, er sehe sich als Kandidaten für die nächste Präsidentschaftswahl. Der Minister hatte seinen Posten 2003 unter Protest verlassen, weil sich Ägypten seiner Ansicht nach nicht eindeutig genug gegen die US-Invasion im Irak positioniert hatte.

Zuvor hatte bereits der Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, seine Absicht zur Kandidatur für das höchste Amt erklärt. Er war von 1991 bis 2001 Ägyptens Außenminister gewesen. Auch der ehemalige Ministerpräsident Kamal al-Ganzuri hofft möglicherweise auf ein Comeback.

Bundesregierung will helfen

Die Bundesregierung will Ägypten beim Aufbau demokratischer Strukturen helfen. Der Staatsminister im Auswärtigen Amt, Werner Hoyer, bot Unterstützung bei der Erarbeitung einer neuen Verfassung und dem Aufbau des Parteiensystems an. "Dieser Prozess muss und soll fest in der Hand der Ägypter selbst liegen. Aber wir sind zu jeder Hilfestellung bereit, die gewünscht wird", sagte der FDP-Politiker der Berliner Zeitung. Die Bundesregierung werde dafür Mittel im Haushalt umschichten und gegebenenfalls auch zusätzliche Gelder mobilisieren.

Der Staatsminister appellierte an die westlichen Staaten, auch die Muslimbrüder in den Dialog einzubeziehen. Man dürfe eine Organisation, die bei Wahlen vielleicht 20 oder 30 Prozent der Stimmen bekommen könne, nicht einfach links liegen lassen.

Mubarak noch in Ägypten

Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten am Sonntagabend Medienberichte dementiert, Mubarak aufgenommen zu haben. Auch der ägyptische Ministerpräsident Ahmed Schafik sagte in Kairo, Mubarak halte sich weiter im Badeort Scharm el Scheich auf.

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