Kommentar FDP-Quotendebatte: Liberale brauchen Frauen

Trotz der Diskussion ist nicht damit zu rechnen, dass die FDP in naher Zukunft frauenfreundlicher wird. Und auch nicht damit, dass sie sich tatsächlich eine Frauenquote verpasst.

Jetzt debattiert also auch die FDP über eine parteiinterne Quote. Das ist gut so. Selbst wenn offensichtlich ist, dass die Partei dies nur tut, um sich selbst zu retten, und nicht etwa, weil die gelben Männer plötzlich so lila geworden wären.

Die FDP hat nämlich ein Problem: Sie verliert immer mehr an Glaubwürdigkeit. Das hat vor allem damit zu tun, dass sie überaus männlich geprägt ist. Für Frauen - für Wählerinnen und für Mitglieder - sind die Liberalen nicht attraktiv. Ohne Frauen geht es heute aber nicht mehr. Erst recht nicht in einer Partei, die auf Wirtschaftskompetenz macht und sich als Anwältin für Selbstständige versteht. Denn mittlerweile wird jedes dritte Unternehmen von einer Frau gegründet, Tendenz steigend.

Zugegeben, Frauen machen ihre eigenen Geschäfte, Büros und Studios auf, weil sie lieber ein Unternehmensrisiko eingehen, als dauerhaft arbeitslos zu sein. Und die meisten "weiblichen" Firmen sind One-Woman-Businesses. Aber in denen sind sie ihre eigenen Chefinnen, die selbst bestimmen, wo es langgeht.

Das alles weiß auch die FDP. Trotzdem ist nicht damit zu rechnen, dass die Partei in naher Zukunft frauenfreundlicher wird. Und schon gar nicht ist zu erwarten, dass sie sich demnächst tatsächlich eine Frauenquote verpasst. Zwar hat der Bundesvorstand gerade eine 30-Prozent-Klausel beschlossen, aber die ist so müde formuliert, wie die Männer in der Partei damit umgehen werden. Es wird auch keine Satzungsänderung zugunsten einer 40-Prozent-Quote für alle Parteigremien geben, so wie die Liberalen-Frauen das fordern. Zumal sich die FDPlerinnen untereinander da selbst gar nicht einig sind.

Aber die Diskussion über die Quote und die Gleichstellung von Frauen und Männer ist in der FDP voll entfacht. Die Liberalen können sich nicht ewig gegen Quoten sperren. Klar ist: Die Frauen brauchen die FDP nicht unbedingt. Aber die FDP braucht dringend die Frauen.

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Ressortleiterin Meinung. Zuvor Ressortleiterin taz.de / Regie, Gender-Redakteurin der taz und stellvertretende Ressortleiterin taz-Inland. Dazwischen Chefredakteurin der Wochenzeitung "Der Freitag". Amtierende Vize-DDR-Meisterin im Rennrodeln der Sportjournalist:innen. Autorin zahlreicher Bücher, zuletzt: "Und er wird es immer wieder tun" über Partnerschaftsgewalt.

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