Sozialpakt in Spanien: Zwei Jahre länger arbeiten

Regierung und Gewerkschaften unterzeichnen Pakt zur Krisenbekämpfung. Für Staatschef Zapatero ist das endlich mal wieder eine Erfolgsmeldung.

"Rentenfond - lauter Lügen" steht auf dem Plakat einer Gewerkschafterin bei einer Demonstration vergangene Woche in San Sebastián. Bild: dapd

MADRID taz | Spaniens Regierungschef José Luis Rodríguez Zapatero war sichtlich zufrieden, als er am Mittwoch den Sozialpakt unterzeichnete. Es gab nur wenig gute Presse im letzten Jahr. Die Umfragewerte sinken angesichts der Krise ins Bodenlose und in der sozialistischen PSOE wird schon debattiert, wer Zapatero ablösen könnte.

Grund genug, die Unterschriftszeremonie eines "Pakts zur Krisenbekämpfung und für das Wachstum" mit den beiden großen Gewerkschaften, der sozialistischen UGT und der postkommunistischen CCOO, sowie dem Unternehmerverband CEOE ganz besonders zu genießen. Der Zeitpunkt war ebenfalls mit Bedacht gewählt. Am heutigen Donnerstag besucht Bundeskanzlerin Angela Merkel das europäische Sorgenkind Spanien.

Kernstück des Sozialpakts ist eine umfassende Rentenreform. Künftig werden auch die Spanier erst mit 67 Jahren statt wie bisher mit 65 in den Ruhestand gehen. Nur wer mit 65 bereits 38,5 Jahre einbezahlt hat, muss keine zusätzlichen zwei Jahre arbeiten.

Vorbei sind auch die Zeiten, als Unternehmen Vorruhestandsregelung für 57-Jährige aushandeln konnten. Künftig geht das erst mit 61 und nur unter erheblichen Verlusten bei der Rente. Außerdem wird der Berechnungszeitraum für die Höhe der Rentenbezüge verlängert. Wurden bisher die Beitragszahlungen der letzten 15 Jahre als Grundlage angesetzt, sind es künftig die letzten 25 Jahre.

Nur für Frauen mit Kindern gibt es eine Verbesserung. Sie bekommen pro Kind neun Monate Erziehungszeit angerechnet. Das System sei zwar noch gesund, müsse aber auf die Zukunft vorbereitet werden, lautet die Begründung für die Einschnitte.

Auch bei Abfindungen im Falle einer Entlassung gibt es Neuerungen. So will die Regierung ein Gesetz erlassen, um auf Unternehmensebene Fonds einzurichten, in die für jeden Arbeitnehmer pro Jahr eine bestimmte Anzahl von Tageslöhnen einbezahlt werden soll. Im Falle einer Entlassung oder eines Umzugs an einen anderen Ort wird das Geld ausbezahlt.

Vorbild für das neue System sollen die österreichische Mitarbeitervorsorgekassen sein. Diese Fonds sollen "ohne Erhöhung der Unternehmensabgaben" eingeführt werden, heißt es im Sozialpakt. In Österreich zahlen die Arbeitgeber die Beiträge.

Der Rest des Pakts sind Absichtserklärungen. Ausbildung und Forschung sollen verbessert, ein Programm für Langzeitarbeitslose sowie Arbeitssuchende unter 30 soll aufgelegt werden. Außerdem verspricht die Regierung den Haushalt nicht nur durch Kürzungen, sondern auch durch Verbesserung auf der Einnahmeseite zu sanieren. Massenentlassungen in krisengeschüttelten Unternehmen sollen stärkeren Kontrollen unterzogen werden. Langzeitarbeitslose, die an Weiterbildungsmaßnahmen teilnehmen, bekommen künftig 400 Euro pro Monat. In Spanien sind mittlerweile knapp 4,8 Millionen Menschen ohne Arbeit.

Während die Gewerkschaften verneinen, dass es sich beim Sozialpakt um eine Opfergabe an Bundeskanzlerin Merkel handelt, erklärte Zapatero gegenüber mehreren deutschen Tageszeitungen am Tag vor dem "wahrscheinlich wichtigsten deutsch-spanischen Gipfel der vergangenen Jahre": "Spanien macht seine Hausaufgaben."

Merkel hatte ihren sozialistischen Amtskollegen im vergangenen Dezember für seine rigorose Sparpolitik gelobt. Die Finanzmärkte, die Spanien in den vergangenen Monaten schwer unter Druck gesetzt hatten, reagieren mit sinkenden Zinsen für Staatsanleihen.

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