Sonntagsspiele Fußball-Bundesliga: Hannover auf ungewohntem Terrain

Hannover 96 ist nach einem verdienten Sieg gegen Frankfurt auf Platz zwei der Bundesligatabelle vorgerückt. Und Kaiserslautern sicherte sich im Abstiegskampf gegen Köln einen Punkt.

Im Rudel auf Rang zwei: Hannover 96. Bild: dpa

FRANKFURT/ KAISERSLAUTERN dpa | Dank beeindruckender Effizienz hat Hannover 96 einen perfekten Rückrundenstart gefeiert und ist nach den Patzern der Konkurrenz zum ersten Verfolger von Borussia Dortmund geworden. Das Überraschungsteam der Fußball-Bundesliga kam am Sonntag durch Tore von Mohammed Abdellaoue (15. Minute), Christian Schulz (21.) und Didier Ya Konan (89.) zu einem verdienten 3:0 (2:0)- Sieg bei Eintracht Frankfurt und rückte mit 34 Punkten auf den zweiten Tabellenplatz vor.

Die internationalen Ambitionen der ersatzgeschwächten Hessen, die mit 26 Zählern Achter sind, erhielten mit der vierten Heimpleite der Saison dagegen einen herben Dämpfer. "Es ist ein tolles Gefühl, mal auf Platz zwei zu stehen", sagte 96-Trainer Mirko Slomka nach dem sechsten Sieg aus den vergangenen sieben Spielen.

Für eine Überraschung hatte er im Tor gesorgt: Statt der Nummer 1 Florian Fromlowitz kam der bisherige Ersatzkeeper Ron-Robert Zieler zum Einsatz - und enttäuschte seinen Coach nicht. Der 21-Jährige hielt tadellos und rechtfertigte mit einigen Paraden in der Endphase Slomkas Vertrauen. "Er hat sehr, sehr gute Szenen gehabt. Er hat ein richtig gutes Spiel gemacht", sagte der Coach, der sich im Vertragspoker mit der 96-Führung "in sehr guten Gesprächen" sieht.

Im Angriff begann wieder Torjäger Ya Konan nach überstandener Knie-Operation neben dem Norweger Abdellaoue. Und das 96-Sturmduo hatte gegen die umformierte Eintracht-Innenverteidigung, in der der 18-jährige Kevin Kraus aus der Not geboren neben dem gelernten Mittelfeldspieler Ricardo Clark sein Ligadebüt gab, gleich zu Beginn seinen Spaß. Nach einem Pass von Sergio Pinto entwischte Abdellaoue seinem Begleiter Clark und schob zur frühen Führung ein. Sechs Minuten später begünstigte Clark auch den zweiten 96-Treffer. Nach einem Eckball von Konstantin Rausch verlor der Amerikaner den Überblick, so dass Schulz unbedrängt mit dem 400. Bundesliga-Auswärtstor der Clubgeschichte zum 2:0 einköpfen konnte. "Es hat von A bis Z bei uns nicht gestimmt.

ERGEBNISSE:

Leverkusen - Dortmund 1:3

Bremen - Hoffenheim 2:1

Stuttgart - Mainz 1:0

Wolfsburg - Bayern 1:1

Nürnberg - M'gladbach 0:1

St. Pauli - Freiburg 2:2

Schalke - HSV 0:1

Frankfurt - Hannover 0:3

Kaiserslautern - Köln 1:1

***

TABELLE

Borussia Dortmund 18 +31

Hannover 96 18 +1

FSV Mainz 18 +10

Bayer Leverkusen 18 +8

Bayern München 18 +11 30

SC Freiburg 18 0 29

Hamburger SV 18 0 27

Eintracht Frankfurt 18 0 26

1899 Hoffenheim 18 +9 25

1. FC Kaiserslautern 18 0 22

Schalke 04 18 0 22

1. FC Nürnberg 18 -7 22

Werder Bremen 18 -11 22

VfL Wolfsburg 18 -1 20

FC St. Pauli 18 -14 18

1. FC Köln 18 -15 16

VfB Stuttgart 18 -2 15

Mönchengladbach 18 -20 13

***

19. SPIELTAG:

Fr.: Hamburg - Frankfurt; Sa: München - Kaiserslautern, Dortmund - Stuttgart, Mainz - Wolfsburg, Freiburg - Nürnberg, Hannover - Schalke, Köln - Bremen; So.: Gladbach - Leverkusen, Hoffenheim - St. Pauli

"Wir haben die hinten im Stich gelassen", sagte der selbstkritische Mittelfeldantreiber Pirmin Schwegler. "Die Hannoveraner haben eiskalt ihre Tore gemacht, bei uns hat das gewisse Etwas gefehlt", meinte Kapitän Patrick Ochs. Die Eintracht kam zum Rückrundenstart überhaupt nicht in Schwung. Zwar bemüht, aber ohne Spritzigkeit verloren die Hessen viel zu viele Zweikämpfe, um gegen die dicht gestaffelte 96-Defensive zu Chancen zu kommen.

Erst die eingewechselten Ioannis Amanatidis (75.) und Caio (84./90.+1) zwangen den von Manchester United gekommenen Zieler zu Paraden. Völlig anders die Gäste, die nahtlos an ihre herausragende Hinrunde anknüpften. Ganz auf ihre Konterstärke bauend, waren die Hannoveraner auch im zweiten Durchgang brandgefährlich. Bei einer Doppelchance in der 53. Minute traf Pinto den Pfosten, dann Abdellaoue das Außennetz.

Mit der Einwechslung von Martin Fenin und der Umstellung auf ein Zwei-Spitzen-System wollte Eintracht-Coach Michael Skibbe, dem vier gelernte Innenverteidiger verletzt fehlten, nach Wiederbeginn neue Offensivakzente setzen. Zwar wurde das Spiel der Hessen danach auch strukturierter und besser, zu echten Chancen kamen sie aber nicht. Hannovers Sieg, den Ya Konan mit seinem zehnten Saisontreffer endgültig perfekt machte, war insgesamt klar und verdient.

Der 1. FC Kaiserslautern konnte im Grippe-Gipfel auf dem Betzenberg hingegen nur einen Punkt retten - damit aber den nächsten kleinen Schritt Richtung Klassenverbleib machen. Trotz Unterzahl schaffte das Team am Sonntag gegen den 1. FC Köln ein 1:1 (0:1)-Unentschieden. Jan Moravek (51. Minute) erzielte vor 42.295 Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion den Ausgleich für die Pfälzer, die mit 22 Punkten auf den zehnten Platz der Fußball-Bundesliga kletterten.

Die von einer Krankheitswelle geplagten Kölner konnten aus dem Platzverweis für Lauterns Srdjan Lakic (39.) und mehr als 50 Minuten Überzahl kein Kapital schlagen. Das Tor von Lukas Podolski (29.) nach kurioser Pfosten-Vorlage des Lauterers Rodnei reichte gegen den Angstgegner nicht zum ersehnten Sieg. Mit nun 16 Zählern stehen die Kölner nach dem Rückrundenbeginn auf dem Relegationsplatz 16.

Bei den Kölnern fehlte das Grippe-Quartett Mohamed, Brecko, Jajalo und McKenna. Dafür feierte neben den anderen beiden Winter-Neulingen, Christian Eichner und Slawomir Peszko, Michael Rensing nach einem für ihn frustrierenden Jahr sein Bundesliga-Comeback. Besonderen Spaß machte die Partie dem Ex-Münchner sicher nicht. Bis zur 51. Minute wurde er nicht ernsthaft geprüft, dann war er beim Schuss von Moravek von der Strafraumgrenze machtlos.

In der ersten Hälfte hatte Andrézinho bei einem Kopfball von Rodnei (11.), der später zum großen Unglücksraben werden sollte, die erste Chance der Hausherren kurz vor der Linie entschärft. Ansonsten mieden beide Teams in der hektischen und zerfahrenen Anfangszeit die Strafräume.

Kölns neuer alter Kapitän Podolski hatte seinen ersten großen Moment nach 29 Minuten. Einen Freistoß knallte er an das Lattenkreuz. Nur Sekunden später kam der Nationalspieler durch freundliche wie kuriose Mithilfe von Rodnei zu seinem fünften Saisontor. Der Lauterer passte ohne Not und ohne Grund zurück Richtung eigenes Tor, der Pfosten verhinderte ein Eigentor. Podolski schob den Abpraller am verdutzten Schlussmann Tobias Sippel zur schmeichelhaften Führung ins Netz.

Der nächste Nackenschlag für die Roten Teufel kam kurz darauf. Torjäger Lakic forderte nach einem Schubser von Andrézinho vehement einen Strafstoß. Eichner beschimpfte den Angreifer. Lakic reagierte mit einem Wischer Richtung des Gesichts des Kölners. Schiedsrichter Guido Winkmann sah eine Tätlichkeit und stellte den Angreifer vom Platz - Eichner kam mit einer Gelben Karte davon.

Lautern-Coach Marco Kurz brachte zur zweiten Halbzeit Angreifer Adam Nemec. Die Hausherren machten nun auch in Unterzahl Tempo machten. Der Ausgleich fiel schließlich mit freundlicher Unterstützung der Kölner Pezzoni und Geromel, die unfreiwillig für Moravek auflegten.

Geromel machten seinen Fauxpas wieder gut, als er vor dem einschussbereiten Nemec (58.) rettete. Kurz darauf krachte der Schuss von Florian Dick an die Latte (61.). Den Kölner Sieg verhinderten Leon Jessen und Oliver Kirch (84.), die bei Chancen von Podolski und Geromel auf der Linie klärten. Rensing konnte sich doch noch auszeichnen und klärte bravourös gegen Thanos Petsos (87.).

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