25. Jahrestag der Katastophe: Gegen das Vergessen von Tschernobyl

In Dortmund erinnert eine Ausstellung zum 25. Jahrestag an die Katastrophe. Fakten und Schicksale dieser Zeit sollen vor allem Jugendliche ansprechen.

Trauer auch nach 25 Jahren: Frauen zeigen Bilder ihrer in Tschernobyl verstorbenen Männer. Bild: imago

DORTMUND taz | Ein dunkler Gang, auf den Seiten hunderte Namen von Dörfern und Städten wie Pripjat, der Geisterstadt, die durch die Reaktorexplosion von Tschernobyl unbewohnbar wurde. An das Desaster von 1986, das sich wieder am 27. April jährt, erinnert die Wanderausstellung "25 Jahre nach Tschernobyl", die am Samstag in Dortmund eröffnet wurde. "Gerade Jugendliche wissen oft gar nichts mehr von der Katastrophe", sagt Peter Junge-Wentrup vom Internationalen Bildungs- und Begegnungswerk (IBB), dessen Team die Ausstellung entworfen hat.

Präsentiert werden Fakten, die noch immer schockieren: Die freigesetzte Strahlung entsprach der von bis zu 400 Hiroshima-Bomben. Intensiv geschildert wird das Schicksal der über 800.000 "Liquidatoren", der Menschen also, die an der Eingrenzung der Katastrophe arbeiten mussten. "Manchen wurde gesagt, sie sollten so lang wie möglich am Reaktor arbeiten", erinnert sich der ehemalige Kompaniechef Oleksandr Naumow, der mit seinen Soldaten unmittelbar nach der Explosion in Tschernobyl war: "Schließlich seien sie sowieso schon verstrahlt, da lohne es sich nicht, andere in die Radioaktivität zu schicken."

40 Zeitzeugen wie Naumow werden die Ausstellung auf jeder ihrer Station begleiten, von ihrem Leben erzählen: Bis heute wurden offiziell erst 31 Todesfälle als Folge der Reaktorkatastrophe anerkannt - dabei gelten allein in der Ukraine über 90 Prozent der ehemaligen Liquidatoren als krank, bekommen über 17.000 Verwandte von Verstorbenen eine Rente.

Doch Mut machen will "25 Jahre nach Tschernobyl" auch. Präsentiert werden Projekte der internationalen Solidaritätsbewegung: medizinische Hilfe, der Bau von Häusern und die Versorgung mit unverstrahltem Wasser für Hunderttausende, die nach dem Super-GAU hektisch irgendwohin evakuiert wurden, bloß weg aus der 30-Kilometer-Todeszone, die den Reaktor noch heute umgibt.

Besonders Jugendliche ansprechen will das in die Ausstellung integrierte Projekt "Shine". Interaktiv entsteht im Internet eine Lichtskulptur, die am 25. Jahrestag der Katastrophe über den Himmel von Tschernobyl projiziert werden und zusammen mit einem Konzert Mahnmal der Erinnerung sein soll. "Ich würde mich freuen", so auch Nordrhein-Westfalens grüne Schulministerin Sylvia Löhrmann bei der Eröffnung, "wenn möglichst viele Klassen die Ausstellung besuchen würden."

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