Sparmaßnahme von Kommunen: Und es war Licht

Straßenbeleuchtung ist teuer. Städte und Gemeinden denken deshalb nach, wie sie die Kosten senken können - und schalten Laternen auch einfach mal ab.

Ein Relikt aus der Eiszeit? Oder nur eine Straßenlampe alten Stils? Bild: dpa

HAMBURG taz | Grevesmühlen in Nordwestmecklenburg ist eine Stadt, die der liebe Gott beim Verteilen der Sehenswürdigkeiten nicht allzu üppig bedacht hat. Es gibt eine frühgotische Stadtkirche aus dem 13. Jahrhundert, ein paar Fachwerkhäuser, ein paar Gründerzeitgebäude und das Geburtshaus von Carsten Jancker, der vor einigen Jahren mal bei Bayern München Fußball spielte. Grevesmühlen ist eine typische Kleinstadt - und doch ist sie anders als die anderen: In Grevesmühlen geht seit vergangener Woche ab 23 Uhr auf den Straßen die Beleuchtung aus. Nicht überall, aber in den Randbereichen.

Mit dieser Maßnahme will die Stadt Stromkosten sparen, ein Ansinnen, das Grevesmühlen mit vielen Kommunen deutschlandweit teilt. Je weniger Geld die Kommunen haben und je teurer der Strom wird, umso dringlicher wird der Spardruck: In Lübeck beispielsweise wird die Leuchtkraft der Laternen nachts ab 23 Uhr um 50 Prozent reduziert, in Bad Oldesloe wird in Wohngebieten nachts jede zweite Laterne abgeschaltet.

Schon warnt der ADAC davor, dass Autofahrer die Fußgänger schlechter sehen könnten. Die Polizei gibt zu bedenken, dass das Sicherheitsgefühl der Menschen bei Dunkelheit leide. Die Lübecker Nachrichten riefen diese Woche ihre Leser zur Online-Abstimmung: Rund 73 Prozent der Teilnehmenden sprachen sich dagegen aus, nachts die Laternen auszuschalten - aus Angst vor Gefahren und Kriminellen.

Auch wenn die Frage "anlassen oder ausschalten?" zu kurz gegriffen ist: Die Sache mit der Straßenbeleuchtung ist schon seit Jahren ein großes Thema für die Kommunen. Denn die Möglichkeiten, auf der Straße Strom zu sparen, sind vielfältig: Das geht los bei der Technik, die in der Mehrzahl der Kommunen aus den 1960er und 70er Jahren stammt und mit der innovativen LED-Technik nicht mithalten kann.

Dann gibt es ein Verfahren, wie es im ostfriesischen Hinte schon praktiziert und im schleswig-holsteinischen Güster geplant ist: Die Laternen sind nachts dunkel, können aber per Handy von den Bürgern wieder eingeschaltet werden. Oder sie reagieren, wie in Langenhagen bei Hannover, mit Bewegungsmeldern: Kommt der Bürger des Wegs, geht das Licht an.

Am komplexesten gehen Großstädte das Problem an: Dort wird an Lichtkonzepten gefeilt, beispielsweise versucht man Doppelbeleuchtung zu vermeiden, wenn es etwa um den Platz vor dem ohnehin illuminierten Rathaus geht. Bundesweit führend bei der Relation zwischen Einwohnerzahl und Stromverbrauch für Straßenbeleuchtung und Einwohnerzahl ist übrigens Hannover.

Das ist zu erfahren vom Naturschutzbund Nabu, der die Kommunen unter anderem auf Regionalworkshops zum Thema berät. Dabei geht es auch um Finanzierungsmodelle für die Umrüstung. Und um die positiven Effekte für Umwelt und Klima: "Eine energetische und naturverträgliche Sanierung der Stadtbeleuchtung in Deutschland", sagt Nabu-Energieexperte Carsten Wachholz, "kann dazu beitragen, pro Jahr rund eine Million Tonnen an klimaschädlichem Kohlendioxid zu vermeiden und gleichzeitig die Licht- und Aufenthaltsqualität deutlich zu verbessern."

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