Kommentar zum Parlamentsjubiläum: Starrsinn und Kalkül

Mit der Einladung von Alt-Kanzler Gerhard Schröder hat sich Abgeordnetenhaus-Präsident Walter Momper (beide SPD) keinen Gefallen getan.

War das der Altersstarrsinn eines künftigen Altpräsidenten? Oder war es politisches Kalkül im Wahlkampfjahr 2011? Wie auch immer. Mit seiner Entscheidung für den ehemaligen Bundeskanzler Gerhard Schröder als Festredner zum 20-jährigen Bestehen des Gesamtberliner Abgeordnetenhauses hat sich Walter Momper keinen Gefallen getan. Und dem Parlament, dessen Präsident er noch immer ist, ebenfalls nicht.

Immerhin war das Ereignis tatsächlich ein historisches. Erstmals kamen am 11. Januar 1991 Westberliner und Ostberliner Abgeordnete in einem gemeinsamen Parlament zusammen. Die PDS protestierte vor der Nikolaikirche gegen den Golfkrieg, während die Juristen drinnen über der Tagesordnung brüteten - schließlich galt es nicht nur das Parlament zusammenzuführen, sondern auch die Stadt mit ihren Gerichten, Regierungen und Verwaltungen.

Vor diesem Hintergrund wäre es ein Leichtes gewesen, sich auf einen gemeinsamen Festredner zu einigen. Warum nicht Katrin Saß, die am Dienstag die Rede von Christa Wolf vortrug. Oder einen aus der Bürgerbewegung, der sicher mehr zur Einheit Berlins beigetragen hat als Altbundeskanzler Gerhard Schröder?

Walter Momper hat es nicht gewollt - und seine SPD hat es nicht verhindert. So fiel am Dienstag ein Schatten auf die Partei, die bisher immer - zu Recht - für sich reklamierte, eine West- wie eine Ostpartei zugleich zu sein.

Und es fällt ein Schatten auf Walter Momper. So selbstherrlich er in der rot-grünen Koalition während des Mauerfalls regierte, so selbstherrlich tritt er, der im September nicht mehr kandidiert, von der politischen Bühne ab.

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Jahrgang 1963, ist Redakteur für Stadtentwicklung der taz. Weitere Schwerpunkte sind Osteuropa und Brandenburg. Zuletzt erschien bei Bebra sein Buch "Morgenland Brandenburg. Zukunft zwischen Spree und Oder". Er koordiniert auch das Onlinedossier "Geschichte im Fluss" der Bundeszentrale für politische Bildung. Uwe Rada lebt in Berlin-Pankow und in Grunow im Schlaubetal.

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