Video der Woche: Vorsicht vor soziopathischen Lamas

Vor kurzem ist der vierte Teil der „Lamas mit Hüten“ erschienen. Der macht genauso wenig Sinn wie die Teile zuvor, weiß aber genau dadurch zu überzeugen.

Tragen Hüte: Die Lamas in den Videos von Jason Steele. Bild: screenshot/youtube.com

Warum tragen Lamas eigentlich Hüte? Diese Frage Jason Steele bis heute noch nicht gelüftet. Mehr noch: Er hat diese Frage erst aufgeworfen.

Jason Steele ist der Schöpfer der YouTube-Klassiker "Lamas mit Hüten" und "Charlie, das Einhorn". Vor kurzem ist der vierte Teil der Lamas erschienen und hat ebenso wie die Vorgänger in kurzer Zeit mehrere Hunderttausend Klicks gesammelt und Kultstatus erreicht.

Die zugrunde liegende Handlung ist schnell erzählt und bei allen Teilen weitestgehend identisch: Zwei Lamas mit Hüten stehen sich gegenüber. Für gewöhnlich bewegt sich im Video nicht mehr als ihr Mund. Es entwickelt sich ein Dialog aus dem hervorgeht, dass Carl (dessen Name vom anderen Lama traditionell in die Länge gezogen wird) wieder irgendetwas Gewalttätiges verbrochen hat. Diese Taten sind so übertrieben grotesk und makaber, dass sie nicht mehr wirklich ernst zu nehmen sind.

Einer Schuld ist sich Carl dabei jedoch nicht bewusst. Auch nicht, wenn er wie im jüngsten Teil eine Atombombe für das zweite Lama zündet: "Happy birthday. Warum pustest du keine Kerze nicht aus?" Trotz allem hält das zweite Lama ihm die Treue. Und auch nach dem vierten Teil schein Carl noch nicht zu weit gegangen zu sein, obwohl das andere Lama das entgegnet.

Von diesem wird Carl gefragt, wie er auf die Idee kommt, dass irgendetwas von seinen Taten eine gute Idee sei. Aber die Antwort fällt denkbar simpel aus: "Vermutlich weil ich ein gefährlicher Soziopath mit einer langen Geschichte der Gewalt bin." Dem kann das zweite Lama nur ein "Ohh" entgegnen und bekommt dann von Carl noch nachgereicht: "Ich verstehe nicht, wie du dass immer wieder vergessen kannst."

Wie Jason Steele auf solche Ideen kommt, verrät er nicht. Auf seiner Homepage schreibt er auf die Frage, wie er die Videos mache: "Ich schlafe einfach an meinem Arbeitsplatz ein, wache auf und BÄM, Borreliose." Was auch immer der Künstler uns damit sagen will...

Aber sinnvoll müssen, nein dürfen, die Videos auch nicht sein, wollen sie ihren Zweck erfüllen. Das gilt für die chronisch zusammenhanglose "Charlie, das Einhorn"-Reihe noch ein wenig mehr, als bei den Lamas mit Hüten. Der Sinn, das ist einfach unterhalten und Kultstatus erreichen.

Die Lamas bieten in ihren Videos eine Menge Sätze an, die von verrückten Fans in allerlei Alltagssituationen zitiert werden können. Wenn Sie also demnächst einmal "ich werde mich nicht für Kunst entschuldigen", oder "so klingt Vergebung: Schreie und dann Stille", hören – kennt Ihr Gegenüber höchst wahrscheinlich auch die Lamas.

Erst im dritten Teil wurde übrigens die Identität des zweiten Lamas enthüllt: Es heißt Paul. Die Zuschauer waren genauso geschockt wie Carl. Das Lama ist ein Männchen. Carl musste daraufhin Bilder von seinem Computer löschen.

Die Frage, warum die beiden Hüte aufhaben, bleibt jedoch bis auf weiteres offen. Sollte es je eine Auflösung geben – sie wird mit ziemlicher Sicherheit vor allem eines sein: sinnlos.

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