Deutschland erhöht Hilfsgelder: Cholera breitet sich in Haiti rasant aus

650 Tote, mehr als 7.000 Erkrankte und 10.000 Infizierte - Haiti bekommt den Cholera-Erreger nicht in den Griff. Auch die Hauptstadt ist betroffen.

Freiwilliger Helfer in Archaie, Haiti. Bild: ap

PORT-AU-PRINCE dpa/afp/taz | Die Cholera fordert in Haiti immer mehr Opfer. Nach einem Bericht der haitianischen Journalistenorganisation AlterPresse vom Mittwochabend stieg die Zahl der Toten im ganzen Land auf über 650. Mehr als 10.000 Infizierte seien seit dem Ausbruch der Seuche am 19. Oktober registriert worden, hieß es in dem Bericht, der sich auf jüngste Angaben des Gesundheitsministeriums beruft.

Die meisten Opfer gebe es im Department Artibonite, wo die Krankheit vor gut drei Wochen ausgebrochen war. Dort starben den Angaben zufolge 450 Menschen, über 7.300 sind erkrankt. Die übrigen Opfer verteilen sich auf den Rest des Landes.

Im Randgebiet der Hauptstadt Port-au-Prince mit ihren über drei Millionen Einwohnern wurde bisher ein Cholera-Toter registriert. Allerdings stand die letzte Bestätigung für den Cholera-Erreger nach Angaben der Ärzte ohne Grenzen (MSF) noch aus. Gleichwohl gebe die Situation schon jetzt Anlass zu großer Sorge. In den Slums der Hauptstadt verfügen die Menschen weder über sauberes Wasser noch über Toiletten.

Deutschland stellt deswegen zusätzliche Hilfsgelder in Höhe von 200.000 Euro zur Verfügung. Die Mittel würden in den betroffenen und gefährdeten Gebieten im Département Central sowie in der Hauptstadt Port-au-Prince zur Trinkwasseraufbereitung und für Hygienemaßnahmen eingesetzt, teilte das Auswärtige Amt am Donnerstag in Berlin mit.

Bereits unmittelbar nach dem Cholera-Ausbruch hätten vor Ort tätige deutsche Hilfsorganisationen aus Mitteln der deutschen Erdbebenhilfe erste Beiträge zur Cholerabekämpfung geleistet. Insgesamt unterstützte das Auswärtige Amt nach eigenen Angaben Haiti im laufenden Jahr mit 5,3 Millionen Euro.

Eine Anfang November veröffentlichte Untersuchung von Stuhl-, Blut- und Wasserproben durch das US-amerikanische Zentrum für Seuchenkontrolle (CDC) ergab, dass die in Haiti aufgetauchten Cholera-Erreger mit Stämmen identisch sind, wie sie in Südasien vorkommen. Haitianische Medien berichten, UN-Soldaten des nepalesischen Kontingents könnten die Krankheit nach Haiti mitgebracht haben. Die nepalesischen Soldaten sind mittlerweile abgelöst worden.

Port-au-Prince liegt seit einem schweren Erdbeben im Januar in Trümmern. Über eine Million Obdachlose leben nach wie vor in provisorischen Zeltlagern, in denen es aber sauberes Wasser und Toiletten gibt. Für mehrere hunderttausend Kinder, die dort und in den Armenvierteln leben, werde jetzt jedoch die Cholera-Gefahr immer größer, warnte Unicef am Mittwoch. Cholera ist hochansteckend. Sie verbreitet sich vor allem über Wasser und Nahrung, verursacht heftigen Durchfall und Erbrechen und kann innerhalb kurzer Zeit zum Tod führen, wenn sie nicht rechtzeitig behandelt wird.

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