Journalistenpreis "Der lange Atem": Reporter mit Ausdauer gesucht

Heute wird "Der lange Atem" verliehen. Die Auszeichnung honoriert nicht die großen Enthüllungen, sondern jahrelange konstante Arbeit. Sie ist aber kaum bekannt.

Wer ein Thema konstant journalistisch begleitet, hat bei "Der Lange Atem" Chancen. Bild: sskennel

Preise für den großen Coup oder das investigative Stück gibt es viele - Preise für Journalisten, die über Jahre an einem Thema dranbleiben, nicht. "Der lange Atem" ist so einer. Der Berliner Journalistenpreis für beharrliche Berichterstattung wird am heutigen Mittwoch zum vierten Mal verliehen. Eine Auszeichnung, die ohne viel Trara auskommt und viel Anerkennung bekommt - aber wenig Aufmerksamkeit.

"Der lange Atem" wurde 2007 vom Journalistenverband Berlin-Brandenburg (JVBB) ins Leben gerufen. Nominiert werden Journalisten aus dieser Gegend, die über einen langen Zeitraum ein gesellschaftlich relevantes Thema bearbeiten, das Diskussionen auslöst und Missstände aufdeckt, so Michael Rediske, Geschäftsführer des JVBB.

"Nach zehn Jahren eine Anerkennung für seine Arbeit zu bekommen ist natürlich etwas ganz Besonderes", sagt taz-Redakteurin Heide Oestreich, die 2009 den zweiten Preis für ihre Arbeiten gegen Geschlechterstereotype gewonnen hat. "So ein Preis ist sehr selten. Meistens werden ja nur Einzelleistungen honoriert."

Ist aber dabei die Gefahr nicht groß, dass man Fachjournalisten auszeichnet, die sowieso qua Anstellung während eines langen Zeitraums Beiträge über dieselben Themen schreiben? Das sieht Hans-Ulrich Jörges, Jury-Vorsitzender und Mitglied der Stern-Chefredaktion, nicht so: "Ausgezeichnet werden sollen ausdrücklich nicht Kolleginnen und Kollegen, die sich auf ihrem üblichen redaktionellen Sachgebiet bewegen. Es geht um herausragendes Engagement und professionelle Leidenschaft."

Allerdings hält sich der Medienrummel noch in Grenzen. Zwar sei der Preis unter Journalisten sehr angesehen, so Jörges, die Berichterstattung darüber aber begrenzt. "Ändern können das nur die Medien in Berlin und Brandenburg, indem sie diesem Preis, der ja für sie geschaffen wurde, mehr Aufmerksamkeit schenken." Wie beliebt der Preis unter Journalisten wirklich ist, kann man leider nicht quantifizieren. Der Frage, wie viele Bewerbungen jedes Jahr eingehen, weicht Rediske vom JVBB aus. Da es ein lokaler Preis sei, verringere dies natürlich die potenzielle Teilnehmerzahl. Überregionale Preise könnten sich leichter mit 500 und mehr Bewerbungen rühmen. Dass Rediske so herumdruckst, spricht jedoch für eine überschaubare Bewerberzahl.

Egal, wie es um die Quantität steht, die Qualität der Auszeichnung bestätigt auch Jo Goll vom rbb, der 2009 den dritten Preis für seine zahlreichen Fernsehbeiträge zum Thema "Wege aus der Parallelgesellschaft" erhalten hat. "Ich finde den Preis extrem wichtig, und er ist in der Region sehr angesehen."

Heute müsse im Journalismus alles immer schneller gehen. Und auch Rediske sagt: "Die meisten Journalisten müssen als Generalisten viele Themen bearbeiten, was einen langen Atem nicht leicht macht." Gegen diesen Trend stemmt sich die Auszeichnung.

So wie der Preis eher ein heimlicher Star ist, so soll der heutige Abend im Berliner Radialsystem eher "unaufgeregt" sein, so Jury-Vorsitzender Jörges, "zumal die Preisverleihung nicht mit rotem Teppich, Show-Biz und schillernden Celebrities lockt".

Ein paar Celebreties gibt es aber doch: So hat sich Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP) angemeldet. Und mit dem Fernseh- und Radiomoderator Jörg Thadeusz führt ein nicht ganz Unbekannter die rund 300 Gäste durch den Abend.

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