Video der Woche: Pirat rappt gegen Copyright

Dan Bull schafft es, mit seinem Track "Death of Acta" in dreieinhalb Minuten das internationale Anti-Piraterie-Abkommen zu erklären und zu dissen – und gibt dabei den Klischeeseeräuber.

Augenklappe und Dreispitz, aber vor allem Flow: Dan Bull. Bild: youtube

Der Weg des politischen Aktivismus ist von schlechter Musik gepflastert. Gute Absichten und musikalische Güte finden einfach oft nicht zueinander. Man denke nur an Joseph Beuys Werbesong für die Grünen „Sonne statt Reagan“, „Wind of Change“ von den Scorpions – oder einfach an so ziemlich jeden friedensbewegten Musikbeitrag auf evangelischen Kirchentagen.

Bei Dan Bull und seinem urheberrechtskritischen Track "Death of ACTA" ist das anders. Nicht nur, weil er es schafft, über so sperrige Themen wie das Anti-Piraterie-Abkommen ACTA und Urheberrechtsthemen fluffig vor sich hinzurappen – und darüber, warum Kopieren seiner Ansicht nach kein Verbrechen ist. Sondern auch, weil er musikalische Nägel mit Köpfen macht und seinen Track einfach mit den Klängen von Jay-Zs Stück „Death of Autotune“ unterlegt.

Fans müssen Mixtapes und Remixes machen dürfen, alles andere würde Kreativität töten – und die persönliche freie Meinungsäußerung, so die Botschaft von Dan Bulls Song. Der erklärt in nur dreieinhalb Minuten, woran viele schriftliche Analysen scheitern: Worum es in dem internationalen ACTA-Abkommen geht, dem Papier, das Anfang Oktober in einer erneuten geheimen Verhandlungsrunde fast zum Abschluss gebracht wurde. Und gegen das die Verfechter des freien Internets und Copyright-Kritiker schon seit Jahren zu mobilisieren versuchen.

Darum flechtet Dan Bull in seinen Text bislang weltweit ungerappte Begriffe wie deep packet inspection (Analyse von über das Internet versendete Datenpaketen) oder Internet Provider mit ein – und versucht den Sendung-mit-der-Maus-Anspruch seines Tracks nicht einmal zu verschleiern: „I am just a citizen teaching you a lesson – to express my freedom of expression.“ Bei so viel aufklärerischem Ehrgeiz sei es ihm verziehen, dass er in dem dazugehörigen Musikvideo so sehr den Klischeepiraten heraushängen lässt, wie es sonst nur der deutschsprachigen Piratenpartei gelingt: vor einem alten Segelschiff mit Dreispitz auf dem Kopf. Und mit dem Logo des schwedischen Piratenbüros auf der Brust, einer Kassette mit zwei gekreuzten Knochen.

Es ist nicht das erste Mal, dass der Twentysomething-Brite Dan Bull im Netz von sich reden macht. Der Musiker, der sich selbst als "Copyfighting Rapper ohne Plattenvertrag" bezeichnet, stoffelte bereits 2009 die britische Musikerin Lily Allen an: In dem offenen Musikbrief "Dear Lily“ kritisierte er die selbsternannte Independent-Künstlerin dafür, dass sie sich öffentlich gegen Filesharing ausgesprochen hatte.

Über 350.000 User sahen dieses Video allein bei Youtube an - ein ziemlicher Kickstart für einen Musiker, von dem zuvor kaum jemand etwas gehört hatte. Mit "Death of ACTA" beweist Dan Bull jetzt, dass es ihm ernst ist mit dem Thema. Und, dass Protestmusik sich gar nicht immer schlimm anhören muss. Nicht einmal, wenn sie von Geeks gemacht wird.

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