Verwirrung um neue Enthüllungen: Wikileaks im Pech

Das Pentagon ruft Medien zum Boykott der Intenetplattform auf. Assange erhält in Schweden keine weitere Aufenthaltserlaubnis, und Moneybookers sperrt WikiLeaks' Spendenkonto.

Sein Aufenthalt in Schweden neigt sich dem Ende zu: Wikileaks-Gründer Julian Assange. Bild: dpa

WASHINGTON/STOCKHOLM dpa/dapd/rtr | Kurz vor einer weiteren drohenden Wikileaks-Enthüllung hat das Pentagon Medienorganisationen am Montag zur Nichtveröffentlichung Hunderttausender geheimer Militärakten zum Irak-Krieg aufgerufen.

Nachdem die Internet-Plattform im Juli fast 77.000 Afghanistan-Dokumente ins Netz stellte, fürchtet das amerikanische Verteidigungsministerium nun eine ähnliche Aktion.

Das Pentagon sagte, Wikileaks habe bis zu 400.000 Dokumente von einer Militärdatenbank zu Operationen im Irak. Eine 120 Mann starke Sondereinheit sei in höchster Alarmbereitschaft und überprüfe seit Wochen die fraglichen Dokumente auf sensible Informationen.

Tagelang hatten Medien in aller Welt über eine angeblich zum Wochenbeginn geplante Veröffentlichung von neuen Geheimdokumenten auf der Internet-Plattform berichtet. Jetzt aber teilte Projekt-Gründer Julian Assange auf Twitter mit, die Berichte seien falsch und WikiLeaks kündige Veröffentlichungen auch nicht vorher an.

Am Dienstag war die Website von WikiLeaks gar nicht zu erreichen, was die Betreiber mit technischen Wartungsarbeiten begründeten.

Die Medienberichte seien alle auf eine Fehlinformation eines Blogs des amerikanischen Magazins "Wired" zurückzuführen, erklärte Assange. Und "Wired" sei "ein bekannter Gegner WikiLeaks und Verbreiter von allen möglichen Falschinformationen über die Internet-Plattform.

Hintergrund sei die Kritik von WikiLeaks an "Wired" nach der Festnahme des US-Gefreiten Bradley Manning. Die US-Streitkräfte ermitteln gegen Manning, dem vorgeworfen wird, militärische Dokumente an WikiLeaks weitergeleitet zu haben.

WikiLeaks-Gründer bekommt in Schweden keine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnisse

Schweden hat dem WikiLeaks-Gründer Julian Assange eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis versagt. Der Australier Assange betreibt einen Teil seines WikiLeaks-Projekts von Schweden aus, das sehr strikte Gesetze zum Schutz von Journalisten hat.

Gegen ihn läuft in Schweden aber auch ein Verfahren wegen der Vorwurfs der Vergewaltigung. Die Anschuldigungen wurden nach der Veröffentlichung der US-Militärdokumente aus Afghanistan erhoben. Er selbst bestreitet sie.

Der Sprecher der Einwanderungsbehörde gab die Ablehnung der Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis am Montag ohne Angabe von Gründen bekannt. Assange kann innerhalb von drei Wochen Widerspruch einlegen.

Britischer Internetdienst sperrt das Spendenkonto der Plattform

Der britische E-Commerce-Dienst "Moneybookers" hat das Konto der Enthüllungsplattform gesperrt. Zur Begründung hieß es, Wikileaks sei von den USA und Australien auf eine schwarze Liste gesetzt worden.

Wikileaks wurde über die Entscheidung in einer E-Mail informiert, die die Betreiber am Wochenende veröffentlichten. "Moneybookers" wickelte Online-Spenden für Wikileaks ab.

Die zuständigen Behörden in den USA und Australien erklärten am Montag, sie hätten kein Verbot von Geschäften mit Wikileaks erteilt. Es ist allerdings möglich, dass Firmen, die potenzielle Kunden für Banken bewerten, diesen den Hinweis gegeben haben, dass Geschäfte mit Wikileaks riskant sein könnten.

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