Kommentar Frankreich: Kouchners Kotau

Der gescheiterte Abgang des französischen Außenministers Kouchner ist ein Trauerspiel. Die lange Serie von Demütigungen ist noch nicht zu Ende.

In seiner Regierung fühlt sich der französische Außenminister Bernard Kouchner schon lange nicht mehr wohl. Doch nicht einmal das Datum seinen eigenen Abgangs durfte er zum Schluss selbst beschließen. Er musste sich von Präsident Sarkozy belehren lassen, dass nicht nur in der Diplomatie, sondern auch in Personalfragen nur einer entscheidet, und dies ganz allein er: der Staatspräsident.

Peinlich ist es für den amtsmüden Minister, dass sein abgelehntes Rücktrittsgesuch an die Öffentlichkeit gelangte. Darin jammerte er über Sarkozys arrogante Berater und klagte sein Unbehagen.

Beides ist deplatziert. Denn die Frustration und die Gewissensbisse, mit denen er jetzt seine Demission begründen wollte, waren vorhersehbar.

Es war Kouchners Selbstüberschätzung, die ihn hoffen ließ, Sarkozy würde ihm eine eigenständige Rolle als Stimme Frankreichs auf dem internationalen Parkett zugestehen. Doch die Politik - und erst recht die Außenpolitik - wird im Élysée-Palast beschlossen.

ist taz-Korrespondent für Frankreich. Er arbeitet und lebt in Paris.

Jedes Mal, wenn Kouchner in der Nahost-Politik, zu Afghanistan, in Ruanda oder zum Darfur-Konflikt eine Initiative ergreifen oder der französischen Außenpolitik seinen Stempel aufdrücken wollte, wurde er zurückgepfiffen. Mehrfach erfuhr er aus der Presse, was der Präsident und dessen Mitarbeiter in Sachen Afrika-Politik beschlossen hatten.

Kouchners Versuch, als vorgeblich "Linker" in einer Rechtsregierung existieren zu wollen, war längst gescheitert, bevor er im August sein Rücktrittsgesuch schrieb.

Weil er dies nicht wahrhaben wollte, muss er sich Sarkozy jetzt auch noch in einem peinlichen Kotau beugen, bevor er aus dem Kabinett aussortiert wird. Sein Beispiel lehrt: Mit Ambition und allerbesten Absichten allein gewinnt man unter alten politischen Gegnern nicht plötzlich neue Freunde.

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Frankreich-Korrespondent der taz seit 2009, schreibt aus Paris über Politik, Wirtschaft, Umweltfragen und Gesellschaft. Gelegentlich auch für „Die Presse“ (Wien) und die „Neue Zürcher Zeitung“.

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