Nachrichtenagentur dapd verschenkt Videos: Attacke auf den Marktführer

Die neue Nachrichtenagentur dapd macht jetzt auch Bewegtbilder – und verschenkt an Web-Portale bis zu 40 Videos pro Tag. Damit soll die Konkurrenz abgehängt werden.

Wollen fortan kräftiger mitmischen: dapd-Videoreporter. Bild: dapd

Größenwahn oder Erfolgsmodell? Die Nachrichtenagentur dapd steigt im großen Stil in das Geschäft mit Nachrichten-Videos ein. Das Besondere: Redaktionen, die sich von dem News-Dienstleister bereits mit Texten und Fotos beliefern lassen, erhalten bis zu 40 Beiträge gratis. Garantiert. Das ist nicht weniger als eine Attacke auf den Marktführer, die dpa, die bisher damit gezögert hat, ihre Kunden umfassend mit Bewegtbildern für deren Online-Portale zu versorgen.

Der Umfang des geplanten Angebots, das am Dienstag in Berlin präsentiert wurde, beeindruckt zweifellos: Gleich zum Start hat der News-Lieferant, der sonst Sender wie Zeitungen beliefert, 15 Videoreporter unter Vertrag genommen. Journalisten, die mit handlichen Kameras ausgestattet durch die Republik ziehen und ihre Beiträge selbst filmen, schneiden und auch vertonen. Hinzu kommen Teilzeit-Korrespondenten in New York, Peking und São Paulo.

Und damit nicht genug, denn damit die dapd auch Berichte aus aller Welt liefern kann, hat sie respektable Partner gefunden. So kann sie auf das gesamte Material zurückgreifen, das für den Newssender CNN weltweit etwa 4.000 Mitarbeiter produzieren. Außerdem auf Bilder, die der Filmdienst der US-Agentur Associated Press (AP) einfängt, der damit eigentlich bloß TV-Sender versorgt. Börsen-Berichte liefert zudem der Wirtschaftsdienst Dow Jones zu, mit dem dapd schon länger kooperiert.

"Wir bieten damit in Deutschland das größte Angebot an Videos", erklärte Cord Dreyer, der Chefredakteur und Geschäftsführer von dapd in Personalunion ist. Sein Selbstbewusstsein kommt nicht von ungefähr: Die Agentur dapd, der ein ausführlicher Name fehlt, ist unterwegs, um den Marktführer "verzichtbar" zu machen - eine Parole, die von den beiden Eigentümern Martin Vorderwülbecke und Peter Löw ausgegeben wurde und die sich an die Deutsche Presse-Agentur (dpa) richtet.

Vorderwülbecke und Löw hatten Anfang 2009 die damals angeschlagene Berliner Nachrichtenagentur ddp übernommen, die sich auf Berichte aus Deutschland spezialisiert hatte. Ende 2010 wiederum kaufte der ddp - mit dem Geld ihrer vermögenden Inhaber - den deutschen Dienst der AP hinzu. Vor einem Monat schließlich schlossen sich AP-Deutschland und ddp zusammen - zur dapd.

Während sich die beiden früheren Angebote für Zeitungen, Sender und Onlinemedien lediglich als Ergänzung zur dpa aufstellten, die nach dem Zweiten Weltkrieg von den deutschen Verlagen als eigener unabhängiger Dienstleister gegründet wurde, will dapd eine vollwertige Alternative sein, zumindest außerhalb des Sports.

Das riesige Videoangebot ist nun ein riesiger Köder: Wer sich bisher nicht dazu durchringen konnte, auf die Textberichte und Fotos des dapd zu setzen, für den könnte das ein ausschlaggebendes Argument sein. Wie sagte Löw am Dienstag? "Wir erhoffen uns natürlich, dass das den ein oder anderen Kunden dazu bewegen könnte." Für die dpa, die ihre Investitionen in neue Angebote im Gegensatz zur dapd selbst stemmen muss, wirds damit eng.

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