Studentin bei der Farc: Die Guerillera aus dem Reihenhaus

Als linke Studentin ging Tanja Nijmeijer nach Kolumbien. Dort wurde die Niederländerin zur Farc-Rebellin. Ist sie nun bei einem Angriff gestorben?

Ihr Tagebuch zeigt, dass sie die Rebellenarmee durchaus kritisch sieht: Tanja Nijmeijer. Bild: reuters

Es könnte sein, dass Tanja Nijmeijer dieses Mal wirklich gestorben ist. Schon oft war über den Tod der 32 Jahre alten Niederländerin spekuliert worden. Das Leben der jungen Frau, die vor zehn Jahren als linke Studentin nach Kolumbien ging, und dort zur Farc in den Dschungel zog, lag in den vergangenen Jahren weitgehend im Dunkeln. Am Donnerstag dann wurde der Militärführer der Farc, „Mono Jojoy“, bei einem Angriff der kolumbianischen Armee getötet – mit ihm 20 weitere Guerilleros. Eine davon könnte Nijmeijer sein.

Am Freitagvormittag wollte das niederländische Außenministerium das noch nicht bestätigen. Aber die kolumbianische Wochenzeitung Semana will vom Geheimdienst erfahren haben, dass Nijmeijer zu den Toten zählt.

Tanja Nijmeijer ist ein Rätsel, das sich auch in zahlreichen Gesprächen mit Weggefährten, ehemaligen Kommilitonen, Professoren und Vorgesetzten kaum lösen lässt. Das zeigt die Ganze Geschichte der aktuellen sonntaz.

Im Jahr 2000 geht die junge Frau aus dem niederländischen Örtchen Denekamp zum ersten Mal als Sprachlehrerin nach Kolumbien. Die Armut macht ihr zu schaffen. Sie fühlt sich schuldig, weil sie selbst im Wohlstand aufwuchs, mit allen Möglichkeiten. Nijmeijer will etwas bewegen. Immer entschlossener nähert sie sich der marxistischen Rebellenarmee Farc und folgt den Kämpfern schließlich in den Dschungel. In den folgenden Jahren bricht der Kontakt zu ihren Eltern immer wieder ab. Ihre Mutter reist nach Kolumbien, um sie zurückzuholen. Sie trifft ihre Tochter. Aber Nijmeijer bleibt.

Im Sommer 2007 greift eine Spezialeinheit der kolumbianischen Armee ein Lager der Farc an und findet ein Tagebuch Nijmeijers. Das Dokument zeigt: Sie sieht die Rebellenarmee, die immer wieder mit Entführungen, Drogenhandel und Morden für Schlagzeilen sorgt, zusehends kritischer. In den dunklen Nächten im Dschungel hadert und zweifelt sie. Wird sie ihre Schwestern je wieder sehen?

Nijmeijers Tage sehen aus wie die aller Farc-Kämpfer. Aufstehen um halb fünf. Holzsammeln, Gräben ausheben, kochen. Aus Tanja Nijmeijer wird Alexandra, Eillen oder schlicht La Holandesa. Als Europäerin bleibt sie die Exotin in den Reihen der Guerilleros, spricht nicht viel mit Kameraden. Die verstehen sie nicht. Warum gibt eine junge Frau aus Europa ihr Leben im Wohlstand auf, fragen sie. Für einen Kampf, der nicht der ihre ist.

Die Ganze Geschichte der aktuellen sonntaz zeichnet den Weg der „Guerillera aus dem Reihenhaus“ nach. Sie erzählt von einer Lehrerin, die vor zehn Jahren Nijmeijers Idealismus erlebte, von Professoren, die die Studentin warnten und von den verzweifelten Versuchen der Mutter, ihre Tochter zurückzuholen. Außerdem dokumentiert die Reportage Auszüge aus Nijmeijers Tagebuch. Was hat Tanja Nijmeijer in den Dschungel getrieben?

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