Kino-Film "Eat Pray Love": Schamlos schöner Schein

Eine Frau auf der Suche nach allem quer durch Italien, Indien und Indonesien: Das hört sich für einen Plot zwar etwas dürftig an – aber "Eat Pray Love" ist ein wahrer Augenschmaus.

Wenn es je einen Stoff gab, der geeignet wäre, den ohnehin schon angeschlagenen Ruf des Genres Frauenfilm alias "Chick Flick" vollends zu ruinieren - dann sicher die Verfilmung von Elizabeth Gilberts autobiografischem "Chick Lit"-Bestseller "Eat Pray Love".

Worum es in dem Buch geht? "Eine Frau auf der Suche nach allem quer durch Italien, Indien und Indonesien", verrät der Untertitel, und wer die Verben des Titels korrekt mit den Ländern in Verbindung bringt, hat die Handlung zusammen: In Italien wird gegessen, in Indien gebetet und in Indonesien geliebt. Das mag als dramaturgischer Faden für einen Filmplot zunächst dürftig erscheinen, aber seit mit "Julie & Julia" ein Kochbuch in Kombination mit einem Blog erfolgreich auf die Leinwand gebracht wurde, gibt es wohl kein Halten mehr. Und "Julie & Julia" war gar kein schlechter Film. Genau so wie "Eat Pray Love" eigentlich kein schlechtes Buch ist.

Elizabeth Gilbert schildert darin, wie sie auf der genannten Reiseroute über eine bittere Scheidung, eine turbulente Liebesbeziehung und die darauf folgende Depression hinwegkommt. Geschrieben mit dem trockenen Humor einer geübten Journalistin bringt der Bericht persönliche Erfahrung und Allerweltswissen zum Thema Mann-Frau mit einer tüchtigen Prise Esoterik zusammen. Was auf dem Papier, trotz der obsessiven Beschäftigung mit sich selbst, noch durch einen Grad an Ehrlichkeit besticht, verwandelt sich auf der Leinwand in einen Egotrip, der einem in seiner Schamlosigkeit fast die Sprache verschlägt.

Aber mit der Schamlosigkeit ist es manchmal wie mit Gelächter: je hemmungsloser desto ansteckender. Und wenn man mit der von Julia Roberts verkörperten Liz nach einem langen Auftakt im drögen New York in Italien angekommen ist, kann man fast nicht anders als mitgehen mit dem "Flow". Aus dem Off kredenzt die Stimme von Liz-Julia ihre Einsichten und Lebensweisheiten, gern eingeleitet mit den Worten: "Ein Freund hat mir mal gesagt …", während man vor der Kamera eine abwechselnd depressiv-spitz und breitest-strahlende Julia Roberts beim Verzehr von Pasta und Pizza beobachten darf. Das Essen sieht übrigens toll aus.

Rom und Neapel, bevölkert von typischen Italienern, die mit ihren Händen und viel Akzent sprechen, wirken, als habe man die Stadtkulissen aus den Filmen der frühen 60er Jahre verwendet. Indien und Bali dagegen sind eher frisch aus den Yoga-Tourismus-Katalogen. Auch James Franco als alte und Javier Bardem als neue Liebe tun nichts dazu, um den Verdacht zu zerstreuen, dass es bei aller behaupteten Innerlichkeit nur um den schönen Schein geht. Seis drum, der Film ist purer Augenschmaus.

"Eat Pray Love". Regie: Ryan Murphy. Mit Julia Roberts, James Franco, Javier Bardem u. v. a. USA 2010, 133 Min.

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.