Radiokrimi: Ein eiskalter Profi

Der WDR vertont überzeugend vier Krimis von Donald E. Westlake. Im Mittelpunkt steht kein sympathischer Bulle á la Wallander, sondern Parker, ein taffer Gangster.

Parker (Matthias Leja) gemeinsam mit Freundin Claire (Judith Engel) in Aktion im WDR-Tonstudio. Bild: ARD

Er ist eine ziemlich coole Sau. Das muss er auch, denn Parker dreht nur große Dinger. Die ganze Woche darf der abgebrühte Ganove täglich Juwelen klauen, Geldwaschen und durch den Osten der USA flüchten. Parker ist die Hauptfigur einer neuen Hörspielreihe, die der WDR zur besten Sendezeit laufen lässt – WDR 5, Montag bis Donnerstag, jeweils um 20.05 Uhr.

Dabei war die populärste Figur des 2008 verstorbenen amerikanischen Schriftstellers Donald E. Westlake zuvor vor allem einer großen lesenden Fangemeinde ein Begriff. Westlake schrieb unter dem Pseudonym Richard Stark von 1962 bis 2008 insgesamt 24 Parker-Krimis. Zweimal wurde der erste Roman, „The Hunter“ verfilmt.

Der Thriller „Point Blank“ mit Lee Marvin in der Hauptrolle fand bereits 1967 allerorts Beachtung und zählt heute zu den Klassikern des Genres. 1999 folgte dann das eher enttäuschende Remake „Payback“. Mel Gibson übernahm die Rolle des knallharten Berufsverbrechers.

Der WDR hat jedenfalls die letzten vier Romane von Westlake vertont und dabei alles richtig gemacht. Die einzelnen Hörstücke sind zwar aufeinander thematisch abgestimmt, doch die Folgen bleiben auch in der Solovariante äußerst hörenswert.

Zu Beginn, „Parker – Das große Gold“, scheint alles noch ein Kinderspiel zu sein: Parker plant einen Bruch bei einem Schmuckgroßhändler. Über einen unterirdischen Tunnel gelangt er mit seinem Team in das Geschäft. Mit vollen Taschen geht es dann zurück, doch der behelfsmäßige Stollen stürzt ein, die Truppe wird halbiert und der bald gefundene neue Rückweg entpuppt sich als äußerst gefährlich.

Dennoch, Parker kommt ungeschadet aus der Sache raus und wittert gleich den nächsten Coup. Im zweiten Teil „Parker – Keiner rennt für immer“, hat es der Titelheld auf eine Bankenfusion in der Provinz abgesehen. Per Informant lässt sich die Route der Geldtransporter problemlos recherchieren, per Panzerfaust werden die Boliden von der Straße gefegt. Das Feuerwerk lässt aber auch das FBI nicht kalt und Parker bekommt mehr Aufmerksamkeit als ihm lieb ist.

Am Mittwochabend, "Parker - Fragen sie den Papagei", 20.05 Uhr, WDR 5, ist der frischgebackene Bankräuber auf der Flucht. Als er Tom Lindahl in einem abgelegenen Waldstück begegnet, bietet sich die Gelegenheit für eine Weile unterzutauchen. Doch der Einsiedler erkennt den Gejagten und verlangt als Gegenleistung für Kost und Logie dessen Beteiligung an einem erneuten Diebstahl. Lindahl will die Einahmen der örtlichen Pferderennbahn abgreifen. Gar nicht so einfach, denn es heften sich zu allem Überfluss auch noch zivile Suchmannschaften an Parkers Fersen. Am Donnerstag folgt dann das mit allerlei Toten garnierte Finale.

Der WDR hat pro Folge jeweils mit unterschiedlichen Regisseuren gearbeitet (Martin Zylka, Annette Kurth und Irene Schuck), was dem erzählerischen Grundton der Reihe aber keinen Abbruch tut. Im Gegenteil, die Hörspiele gewinnen stetig an Dynamik und Spannung.

Die atmosphärische Dichte einer amerikanischen Kleinstadt, inklusive des kauzigen Tankwarts und des örtlichen Jagdvereins, ist ebenso glaubwürdig umgesetzt, wie das hektische Spektakel einer Schießerei im Großstadthinterhof. Alles ist trotz thematischer Eigenheiten hervorragend aufeinander abgestimmt. Die Romanvorlagen sind überlegt und konsequent für den Hörer adaptiert worden.

Das liegt nicht zuletzt auch an Parker selbst, den Donald E. Westlake nicht unbedingt als Sympathieträger konzipierte. Der Mann ohne Vorname ist zielstrebig, clever und eiskalt, wenn es um die eigene Haut und den maximalen Profit geht – ein Profi eben. Mitleid scheint ihm nur gerechtfertigt, wenn er es sich leisten kann. Genauso verkörpert ihn auch Matthias Leja, bekannt als Düsseldorfer LKA-Mann Lenz aus dem ARD Radiotatort.

Leja leiht Parker eine raue, distanzierte und mit einem überlegenen Unterton versehene Stimme. Lakonie und schwarzer Humor beherrschen die oft prägnant kurzen Kommentare des Schwerverbrechers. Aber auch die Nebenrollen sind, u.a. mit Judith Engel, Udo Schenk und Jan Gregor Kremp gut besetzt.

Während im Hintergrund ein an die amerikanischen Shaft-Filme der 70iger Jahre erinnernder Soundtrack nahtlos die Atmosphäre bereichert, hat Parker gut lachen, denn meistens kommt er ungeschoren davon. Ebenso wie der WDR, der sich und dem Hörer diesmal einen echten Gefallen getan hat.

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