Spielen auf Handy oder Konsole: PSP oder iPhone

Jahrelang dominierten Spezialgeräte wie Sony PSP und Nintendo DS den Markt der Mitnehm-Games. Nun setzen die ständig leistungsfähiger werdenden Handys zum Überholmanöver an.

Die Umsätze der mobilen Spielekonsole PSP von Sony sind massiv eingebrochen. Bild: dpa

Die Zahlen sehen nicht gut aus: Wie der Verband der deutschen Spielebranche BIU Ende letzter Woche meldete, sind die Umsätze der beiden bislang populärsten mobilen Spielekonsolen von Nintendos DS und Sonys PSP massiv eingebrochen. So sank der Umsatz im ersten Halbjahr 2010 um 25 Prozent, während die Anzahl verkaufter Titel sich um knapp 20 Prozent reduzierte. Grund für diesen Einbruch in einer einst boomenden Branche sind Marktbeobachtern zufolge nicht nur die klamme Kassen vieler Bürger, sondern vor allem die Tatsache, dass moderne Smartphones mittlerweile als Spieleplattform enorm zulegen.

Das Gemeine daran: Weder Apple (iOS) noch Google (Android) hatten es beim Start ihrer mobilen Software-Läden überhaupt geplant, Nintendo und Sony einmal das Leben schwer zu machen. Dass etwa aus dem iPhone eine populäre Spieleplattform wurde, überraschte anfangs selbst Apples Management. Erst nachdem immer mehr eigens programmierte Titel auf den Markt kamen und diese sich in sechsstelligen Stückzahlen zu verkaufen begannen, startete der Computerkonzern mit entsprechenden Kampagnen. So wurde aus dem lange nach einer Marktlücke suchenden iPod Touch, eine Art iPhone ohne Telefonteil, der "spaßigste iPod aller Zeiten" - eben wegen der mittlerweile verfügbaren zahlreichen Games.

Technisch gesehen können moderne Android- und iOS-Handys den tragbaren Konsolen längst das Wasser reichen. Prozessoren, die ein Gigahertz überschreiten, sind ebenso keine Seltenheit mehr wie leistungsfähige Grafikchips und großer Hauptspeicher. Entwicklungsumgebungen, die Programmierern das Erstellen von Spielen oder die Portierung älterer Titel von anderen Plattformen erleichtern, sind ebenso vorhanden. Angeboten wird das Endprodukt dann in einem der App-Stores, wo Google oder Apple dann auch gegen Abtritt einer verhältnismäßig moderaten Provision von 30 Prozent den Vertrieb und Zahlungsablauf abwickeln - einfacher geht es eigentlich nicht, nur bewerben muss man sein Spiel noch.

Sony und Nintendo versuchen, wieder etwas mehr Abstand zur rasant zum Überholmanöver ansetzenden Handy-Konkurrenz zu gewinnen - durch neuartige Hardware. Das muss allerdings nicht immer auch klappen. So wurde Sonys PSP Go, bei der Spiele ähnlich wie bei iOS und Android komplett per Internet vertrieben wurde, ein reinrassiger Flop - zu teuer das Gerät, zu unverständlich das Konzept. Nintendo bastelt derweil an einer 3D-Version seiner DS. Das Gerät enthält einen Spezialbildschirm, der räumliche Bilder auch ganz ohne die beim 3D-Fernsehen so nervige Brille erlauben soll - ein Gimmick, das die Handy-Hersteller bislang noch nicht in ihre Geräte eingebaut haben.

Interessant bleibt inzwischen vor allem, wie sich die großen Spielehersteller verhalten werden. Sie entscheiden über Wohl und Wehe einer Plattform, denn wenn es nicht genügend interessante Games gibt, wird eben nicht gekauft. Mittlerweile sind nahezu alle großen Produzenten auf iOS und/oder Android vertreten. Manche Firma lässt die Konkurrenz von Sony und Nintendo ganz bewusst außen vor. Jüngstes Beispiel ist der traditionsreiche Actionspiele-Spezialist id Software. Der kündigte Ende letzter Woche an, er werde das seit längerem heiß ersehnte Shooter-Spiel "Rage" Ende des Jahres zunächst auf dem iPhone veröffentlichen. Firmengründer John Carmack, ein Guru seines Genres, kam aus dem Schwärmen nicht heraus: "Da gibt es kein Flimmern und auch die Texturen sind scharf", sagte er bei einer viel beachteten Demonstration. Neben der iOS-Version solle dann auch kurze Zeit später "normale" Versionen für große Konsolen verfügbar sein.

Die Ankündigung von "Rage" als Vollwerttitel für ein Smartphone zeigt, dass auf den Geräten mittlerweile mehr läuft als nur die einst typischen "Casual Games" für zwischendurch. Das sieht Carmack auch so: Für ihn schlagen solche Geräte mittlerweile Konsolen der vorhergehenden Generation, namentlich erste Xbox und PS2. Nun müssen die Hersteller allerdings noch ein zentrales Problem bewältigen: Die adäquate Spielesteuerung am Smartphone. Die dort eingesetzten, berührungsempfindlichen Schirme besitzen keine bequemen Hardware-Knöpfe wie PSP oder DS. Stattdessen tappt man direkt auf das Display, was bei manchem Spiel viel Mühe kostet. So zeichnen viele Hersteller virtuelle Steuerkreuze auf den Schirm oder nutzen die eingebauten Beschleunigungssensoren zur Positionsbestimmung. Das funktioniert schon erstaunlich gut.

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